Zweites Leben: Frankfurter Weihnachtsbäume werden zu Humus

Eben noch hat er für besinnliche Stimmung im heimischen Wohnzimmer gesorgt, schon hat er wieder ausgedient – der Weihnachtsbaum. Doch was passiert mit ihm, wenn der Schmuck ab ist und die Nadeln fallen? Dieser Frage sind wir in Frankfurt nachgegangen. Denn in der Mainmetrolpole werden in diesem Jahr rund 20.000 Bäume wiederverwertet. Doch dafür mussten sie in den vergangenen drei Wochen erst mal eingesammelt werden.

Seit dem frühen Morgen sind Frank Wolf und sein Team unterwegs, auf der Jagd nach Weihnachtsbäumen. Straße für Straße klappern sie ab, an diesem Tag in einigen nördlichen Stadtteilen Frankfurts. Vier bis sechs Tonnen schluckt das Sperrmüllfahrzeug pro Tour, das entspricht gut über 200 Bäumen. Um mit auf die Reise zu gehen, sollten die gut sichtbar am Straßenrand und abgeschmückt sein.
Frank Wolf, Mülllader und -fahrer Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH
„Kein Lametta, keine Kugeln, kein Elektro… Also, blanker Baum. Am besten auf einen Meter zugeschnitten beziehungsweise am besten im ganzen Stück, wenn’s ein kleiner ist. Und nicht in Tüten oder so verpackt sein.“
Wer den Abholtermin verpasst hat, kann seinen Baum in der Biotonne entsorgen, zum Wertstoffhof oder direkt hierher bringen: zu Rhein-Main Biokompost. Auf der Anlage, einer Tochter der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH, landen auch die Bäume aus den Sammelfahrzeugen – insgesamt 300 Tonnen. In der Halle dröhnen die Maschinen, Staub und ein strenger Geruch liegen in der Luft.
Peter Dumin, Geschäftsführer Rhein-Main Biokompost GmbH
„Die Weihnachtsbäume werden zuerst zerkleinert. Auf eine Größe kleiner 60 Millimeter. Dann werden sie abgesiebt. Alles, was größer ist, geht noch mal in die Zerkleinerung.“
Abgesiebt werden unerwünschte Störstoffe wie grobe Stöcke und Müllbeutel. Dieser Vorgang ist noch aus einem anderen Grund entscheidend.
Peter Dumin, Geschäftsführer Rhein-Main Biokompost GmbH
„Beim Absieben geht’s darum, dass wir eine definierte Korngröße haben. Das heißt, ich brauche eine gewisse Angriffsfläche für die Mikroorganismen. Je feiner ich zerkleinere, desto besser kann das kompostiert werden.“
Und das passiert hier – in 18 sogenannten Rottetunneln. Die enthaltenen Mikroorganismen zersetzen die Baumreste und anderen Bioabfall bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und Temperaturen bis 65 Grad zu Humus. Das dauert gerade mal 14 Tage, dank etwas Nachhilfe.
Peter Dumin, Geschäftsführer Rhein-Main Biokompost GmbH
„Wir versorgen den Tunnel, wenn er verschlossen ist, mit Sauerstoff, also mit Luft. Im Boden sind Düsen einbetoniert, die die genaue Luftmenge, die wir wollen, da auch reinbringen, ins Material. Dadurch muss der Inhalt nicht umgesetzt werden, wie der Komposthaufen im Garten, sondern kann einfach so bleiben, wie er ist.“
Zu guter Letzt wird noch einmal gesiebt, dann ist der Feinkompost fertig. Ob im Garten oder auf dem Acker – als Langzeitdünger verbessert er die Bodenstruktur, aktiviert wertvolle Mikroorganismen.
Peter Dumin, Geschäftsführer Rhein-Main Biokompost GmbH
„Ist ja ein natürlicher Stoff, der in jedem Wald zu finden ist. Und eigentlich kopieren wir hier nur die Vorgänge der Natur und beschleunigen sie etwas.“
So haucht der tote Weihnachtsbaum künftig anderen Pflanzen und Bäumen neues Leben ein. In einem solchen 40-Liter-Sack Erde steckt am Ende übrigens ein ganzer Baum drin.