Zukunftsmodell E-Highway für den Schwerlastverkehr?

Vor zwei Jahren wurde auf der A5 in Hessen der E-Highway eröffnet. Eine Teststrecke mit Stromoberleitungen für Hybrid-Lastwagen. Das Projekt schaffte es damals auf Anhieb ins Schwarzbuch der Steuerzahler. Eine Paradebeispiel für Steuergeldverschwendung, hieß es damals. Jetzt gab das hessische Verkehrsministerium bekannt, dass die Oberleitungen für einen dreistelligen Millionenbetrag bis zur baden-württembergischen Grenze ausgebaut werden. Doch lohnt sich das? Ist das wirklich Zukunft?

Straßenbahn oder Autobahn? Ein bisschen befremdlich sehen die Stromabnehmer auf den Fahrerkabinen schon aus. Ganze fünf dieser LKW sind auf der zehn Kilometer langen Teststrecke unterwegs. Rund 15 Millionen Euro aus dem Steuertopf hat der Bau damals gekostet. Nach zwei Jahren zeigen sich die Betreiber des Projekts sehr zufrieden.
Achim Reußwig, Autobahn GmbH: „Man muss sehen, ein wesentliches Forschungsziel war ja, dass sich die Anlage bewehrt unter den Verkehrsbedingungen wie wir sie hier im Rhein-Main-Gebiet haben. Das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung, dass man die Technologie überhaupt einsetzen kann. Und diesbezüglich sind wir da sehr zufrieden. Wir haben da auch schon viel erlebt im Feldversuchsbetrieb in dieser Hinsicht.“
Momentan werden die gesammelten Daten aus den vergangenen Jahren immer noch ausgewertet. Eine Zwischenbilanz liegt noch nicht vor. So sollen beispielsweise die Ladeeigenschaften der Batterie, oder die Auswirkungen auf den Umgebungsverkehr erforscht werden. Bei der geplanten Verlängerung der Teststrecke, sollen auch andere alternative Antriebsarten, wie zum Beispiel Wasserstoff, in das Projekt integriert werden.
Prof. Volker Blees, Verkehrsexperte Hochschule Rhein-Main: „Wir stehen vor großen Herausforderungen sehr, sehr schnell zu Lösungen zu kommen. As heißt: Wir müssen verschiedene Technologien gleichzeitig parallel testen, miteinander vergleichen, in den Einsatz bringen, die Akzeptanz testen und kommen möglicherweise zum Schluss zu dem Ergebnis im Rückblick: Okay die eine Technologie hat sich nicht bewährt, die andere hat sich durchgesetzt.“
Ein teurer Versuchsaufbau ! Denn für die neue verlängerte Teststrecke wird ein dreistelliger Millionenbetrag aus Steuern fällig. In der Kraftfahrtbranche wird der Weiterbau der Oberleitungen kritisch gesehen.
Manfred Schuckert, Daimler AG: „Weitere Strecken aufzubauen wo ein Hersteller entsprechend vielleicht ein paar LKWs liefern wird, während die anderen fünf europäischen Hersteller schon längst in andere Technologien breit investieren, da muss sich natürlich die Politik überlegen wie weit sie das alles in dem Umfang fördern will, wie sie es zumindest in der Vergangenheit getan hat.“
Die Oberleitungstechnologie käme schlichtweg zu spät. Außerdem sei sie zu teuer in der Umsetzung und der LKW sei zu sehr an Strecken gebunden.
Manfred Schuckert, Daimler AG: „Der LKW ist heute deswegen so erfolgreich, weil er so flexibel ist. Wenn wir quasi wieder auf ein System zurückgehen, dass entlang einer Kabelstrecke nur funktioniert, dann können wir eigentlich auch überlegen ob wir gleich wieder auf die Bahn gehen.“ (16 sek)
Die meisten Vertreter der LKW-Branche setzen auf vollelektrische oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Für diese müsste das europäische Streckennetz nicht mit Oberleitungen durchzogen werden. Die Planungen für die Verlängerung des E-Highway auf der A5 laufen aber bereits. Nicht ausgeschlossen, dass hier etliche Steuermillionen in eine Technik investiert werden, die ihre Zukunft wohlmöglich schon hinter sich hat.