Zu Gast im Studio: Dörte Schall

Alles neu macht der Juli – zumindest gilt dieses Motto in Rheinland-Pfalz. Nächste Woche soll Alexander Schweitzer im Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden. Der bisherige Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung hat deshalb eine Nachfolge für seinen Ministerposten finden müssen. Geworden ist es Dörte Schall. Gleich sprechen wir mit ihr – vorher wollen wir sie aber nochmal kurz vorstellen.

Es ist eine Überraschung als der designierte Ministerpräsident am Mittwoch Dörte Schall aus dem Hut zaubert. Denn in Rheinland-Pfalz ist die 46-Jährige relativ unbekannt. Sie wohnt in Bonn und ist stellvertretende Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD. Ihre Wurzeln aber hat Dörte Schall in Rheinland-Pfalz.
Geboren wird sie am 13.September 1977 in Ludwigshafen.
Ihr Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Arbeitsrecht absolviert sie in Trier, legt ihr zweites Staatsexamen am Oberlandesgericht in Koblenz ab.
Später wird sie Gewerkschaftssekretärin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie und zieht nach Nordrhein-Westfalen.
Seit 2015 ist sie Dezernentin für Recht, Soziales und Jugend in Mönchengladbach.
Im letzten Jahr wird sie dort Stadtdirektorin, also stellvertretende Oberbürgermeisterin.
Dörte Schall ist verheiratet und hat 2 Kinder.
Für den designierten Ministerpräsidenten Schweitzer war sie seine Top-1 Wunschkandidatin für das Ministeramt.
Alexander Schweitzer (SPD), Sozialminister Rheinland-Pfalz
„Tatsächlich kennen wir uns schon seit vielen Jahren, ich fürchte es sind inzwischen sogar Jahrzehnte. Wir kennen uns seit Mitte der 90er Jahre. Kennengelernt und getroffen haben wir uns bei den Jusos, bei den pfälzischen Jusos. Und da sind die jeweiligen politischen Lebenswege losgegangen. Und die kreuzen sich heute wieder und finden wieder gut zusammen.“
Der Schritt zurück nach Rheinland-Pfalz und in das Ministeramt sei folgerichtig, meint Schall.
Dörte Schall (SPD), designierte Sozialministerin Rheinland-Pfalz
„Weil das eine Konsequenz dessen ist, was ich jetzt auf der kommunalen Ebene erreichen konnte. Ich konnte da eben viele Themen bearbeiten. Aber die Geschichte ist dann auch irgendwann auserzählt. Und ich sehe, wo die Lücken sind, die ich in der Kommune nicht mehr bewegen kann, wo ich sehe, dass die Landesebene mehr bewegen kann als die kommunale Ebene. Und da möchte ich dann auch hin und unterstützen und die Dinge besser machen.“
Ab nächsten Mittwoch wird Dörte Schall die Gelegenheit dazu bekommen, dann wird sie zur neuen Arbeits- und Sozialministerin ernannt.
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Markus Appelmann, Moderator:
Und jetzt ist sie bei uns im Studio, die designierte Arbeits- und Sozialministerin von Rheinland-Pfalz, Dörte Schall. Ich grüße Sie.
Dörte Schall (SPD), desginierte Arbeits- und Sozialministerin RLP:
Schönen guten Abend.
Appelmann:
Frau Schall, wie haben Sie es denn erfahren und wie lange mussten Sie darüber nachdenken, ob Sie es denn werden wollen?
Schall:
Ich habe freitagsabends mit Alexander Schweitzer telefoniert, habe mir dann bis Dienstag überlegt, bin dann Dienstag zum Gespräch nach Mainz gefahren. Da haben wir uns länger unterhalten und ich habe an dem Abend von meiner Seite auch schon zugesagt.
Appelmann:
Okay, also nicht so lange gezögert.
Schall:
Na ja, ich hatte ein ganzes Wochenende Zeit zu überlegen.
Appelmann:
Sie waren lange Zeit in der nordrhein-westfälischen Politik, wir haben es gerade eben gehört Kennen Sie sich denn auch in der rheinland-pfälzischen Politik aus? Und was prädestiniert Sie zum Ministeramt?
Schall:
Also ich habe aus Nordrhein-Westfalen, da, wo ja die SPD in der Opposition ist, als stellvertretende Landesvorsitzende oft nach Rheinland-Pfalz geguckt und mir gewünscht, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung die Dinge macht, die in Rheinland-Pfalz schon lange laufen und die dann auch versucht dort zu forcieren. Manchmal war das ein bisschen schwierig, manchmal war es unmöglich. Von daher gucke ich immer gerne nach Rheinland-Pfalz, weil ich habe ja auch meine Freunde und meine Familie hier und sehe, wo die Dinge wirklich viel besser hier laufen. Und das freut mich natürlich, da mitzuhelfen.
Appelmann:
Alexander Schweitzer ist noch Arbeits- und Sozialminister. Er soll nächste Woche im Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Sie rücken dann nach. Jetzt hat uns Herr Schweitzer verraten, Sie haben in einer Pizzeria irgendwie bei Nudeln über alles Mögliche gesprochen, stundenlang. Hat er Ihnen denn auch die Probleme im Ministerium verraten und wenn ja, welche sind das?
Schall:
Er hat mir einige Sachen verraten. Von Problemen im Ministerium haben wir zum Glück nicht gesprochen. Wir haben über das Thema Wechsel, was sind die Herausforderungen für die nächsten Jahre und wie wird das mit der Einarbeitung möglichst schnell gehen, weil das ist für mich jetzt wirklich das Toughste, innerhalb von einer Woche mich einzuarbeiten.
Appelmann:
Jetzt ist ja ein großes Thema, auch bei ihren Wählern, Digitalisierung der Arbeit. Das wollen wir mal ganz kurz vertiefen, denn da werden viele Jobs wegfallen. Arbeitsmarktexperten sagen, jeder dritte Job könnte da wegfallen. Wie wollen Sie den Menschen die Angst vor der Digitalisierung der Arbeit nehmen?
Schall:
Die Chance, die hier Alexander Schweizer geschaffen hat, ist die Zusammenlegung von Arbeit und Digitalisierung in einem Ministerium. Denn ich bin davon überzeugt, dass da, wo Jobs wegfallen, andere auftreten. Also das merken wir ja alle selber. Wenn wir digital sind, haben wir ja neue Probleme, die wir vorher gar nicht kannten und an die wir nie gedacht haben. Da müssen wir dauernd die IT anrufen und dann müssen wir dauernd das machen und brauchen da Regelungen, brauchen Kabel und brauchen Technik. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen das mitmachen und dass diese neuen Arbeitsplätze, die entstehen, von denen gemacht werden können, die sie jetzt noch nicht können.
Appelmann:
Und die Arbeitsplätze, die wegfallen, da müssen die Menschen aber auf dem Weg auch mitgenommen werden.
Schall:
Auf jeden Fall. Das ist das Wichtigste überhaupt, dass man die Menschen, wenn Arbeitsplätze wegfallen, mitnimmt, dass man ihnen die Chance gibt für Umschulung, für Qualifizierung oder eben auch, dass man guckt, dass das, was sie bisher gemacht haben, anerkannt wird als Tätigkeit, selbst wenn es da keine Ausbildung gab oder die Ausbildung heute nicht mehr existiert.
Appelmann:
Jetzt gucken wir mal ein bisschen nach vorne. Welche Akzente wollen Sie in diesem neuen Ministerium – es heißt ja aber dann Soziales, Digitalisierung und Transformation. Das sind große Begriffe. Das ist der größte Etat im rheinland-pfälzischen Haushalt.
Schall:
Genau. Das ist ja auch die größte Herausforderung, die wir haben, die Arbeit so zu transformieren, dass sich die Arbeit nach den Menschen richtet und sich nicht die Menschen nach der Arbeit richten müssen. Und das geht nur in einer Linie. Und deswegen finde ich dieses “Arbeit, Transformation und Digitalisierung” gemeinsam zu denken, genau den richtigen Schritt. Und das kann auch nur die Zukunftsidee sein.
Appelmann:
Jetzt werden Sie noch mal zum Schluss konkret Was wird Ihre erste Amtshandlung sein und an was wollen Sie später mal gemessen werden?
Schall:
Also ich habe ja die Chance, dass ich jetzt in der Sommerpause anfange oder kurz vor der Sommerpause. Das heißt, ich werde wirklich erst mal die Chance nutzen, die Menschen kennenzulernen, erstmal das Haus kennenzulernen, aber auch rauszugehen in das Land und da viele neue Kontakte und alte Kontakte aufzufrischen, um zu erfahren, was sind die Dinge. Und diese Chance in den Sommerferien, die nutze ich auf jeden Fall.
Appelmann:
Sie wird nächsten Mittwoch Arbeits- und Sozialminister von Rheinland Pfalz, heute schon im Studio: Dörte Schall. Danke für Ihren Besuch.
Schall:
Vielen Dank für die Einladung.