Zerbrechliche Kunstwerke

Wenn man einen Weihnachtsbaum aufstellt, dann will der natürlich auch geschmückt werden. Viele verwenden dafür gerne Christbaumkugeln. Heutzutage werden die Kugeln meistens maschinell und in Massen hergestellt. Ganz anders als früher, da wurden Sie noch per Hand gefertigt oder – besser gesagt – mit dem Mund. Wir sind in Willingen eingetaucht in die Kunst des Glasblasens.

Jedes Stück ein Unikat. Mit viel Gefühl bläst Tadashi Torii in die Glasmasse. Dabei wichtig: Das Material muss immer in Bewegung bleiben und darf nicht zu kalt werden. Seit über 25 Jahren ist der gebürtige Japaner bereits Glasmacher.
Tadashi Torii, Glasmacher
„Wenn das Timing zu schnell oder zu langsam ist, kann ich nicht das perfekte Stück machen. Man muss immer wissen, wie heiß das Glas ist. Aber das kommt mit der Länge der Erfahrung.
Bei etwa 1.200 Grad Celsius wird das Glas geschmolzen. Erst dann ist es flüssig genug, um verarbeitet zu werden. Das heiße Material wird in farbigem Glasmehl gewälzt und noch einmal erhitzt. Dann wird es mit einem Holzlöffel in Form gebracht und schließlich aufgeblasen. Zwischendurch muss das Glas immer wieder erhitzt werden. Solange bis die Kugel die perfekte Rundung hat. Nach dem Abschlagen muss der Christbaumschmuck vollständig auskühlen.
Tadashi Torii, Glasmacher
„Die Temparatur ist jetzt bei 500 Grad. Die fertige Kugel muss in dem Kühlofen langsam abkühlen. Das dauert ungefähr 13 Stunden. Wenn das Glas zu schnell abkühlt, geht es kaputt.“
Die Spannung in dem Glas ist so hoch, dass es bei zu großen Temperaturunterschieden einfach reißen würde.
Dieses Problem hat Sebastian Hartmann nicht. Seine Kugeln sind sehr viel dünner. Dadurch kühlen sie schneller ab. Sebastian ist im Gegensatz zu Tadashi kein Glasmacher, der mit geschmolzenem Glas arbeitet, sondern Glasbläser.
Sebastian Hartmann, Glasbläser
„Der Glasbläser teilt sich in sehr viele Arbeitsschritte oder Berufsgruppen auf. Und er verarbeitet nur fertiges Glas; also aus Röhren oder Stangenglas, was schon fertig ist, kann er Sachen herstellen. Wie eben aus einer Röhre einen Christbaumschmuck, aus einem fertigen Massivglas kann er figürliche Sachen herstellen.“
Für seinen Christbaumschmuck greift Sebastian auf vorgefertigte Glaskolben zurück. Diese befüllt er mit farbigem Glasgranulat und erhitzt sie über einem Brenner. Die Herstellung einer Christbaumkugel dauert etwa fünf Minuten. Viel schneller und effizienter geht das natürlich mit Maschinen. Nur noch wenige Betriebe stellen Glasschmuck auf traditionelle Weise her. Deshalb stirbt der Beruf des Glasbläsers langsam aus. Für Sebastian hat die manuelle Produktion aber einen besonderen Reiz.
Sebastian Hartmann, Glasbläser
„Auch wenn ich in der Schule mal gelernt habe, dass jedes Stück gleich aussehen soll, denn ich habe für eine Massenproduktion gelernt, aber im Endeffekt bekommt man das nie wirklich hin. Jedes bleibt eben immer einzigartig.“
Und am schönsten sieht der handgemachte Christbaumschmuck natürlich auch an einem Weihnachtsbaum aus.