Zahl der Impfungen soll stark steigen

Anspruch und Wirklichkeit: Während Politiker beim Impfen auf maximales Tempo drängen, knirscht es an vielen Ecken und Enden. Der feste Plan von Bund und Ländern, der heute bekräftigt wurde: das Impftempo massiv zu steigern. Bis Weihnachten sollen bis zu 30 Millionen Impfungen ermöglicht werden. Problem nur: Vielerorts bleibt der Nachschub aus. Ist das gesteckte Ziel überhaupt zu schaffen? Wir haben uns die Situation in Rheinland-Pfalz angeschaut.

Die Praxis von Hausarzt Thomas Mengen in Vallendar bei Koblenz. Hier gibt’s alle Hände voll zu tun. Viele Patienten holen sich derzeit ihre Booster-Impfung ab. Doch längst nicht alle bekommen hier einen Termin, denn die Praxis hat zu wenig Corona-Impfstoff.
So geht es gerade vielen Ärzten im Land, die vorrangig den Impfstoff von BioNTech bestellt hatten. Weil das Bundesgesundheitsministerium die Dosen des Vakzins aber gerade rationiert, müssen Impftermine abgesagt oder auf das Vakzin von Moderna umdisponiert werden.
Werner Leibig, Vorstand Hausärzteverband Rheinland-Pfalz
„Wir müssen die Leute nochmal anrufen, was ja ein riesiger logistischer Aufwand ist, und denen sagen: ‚Es gibt nicht Impfstoff BioNTech, sondern Moderna‘ – zumindest bei der einen Hälfte der Patienten, die Termine haben. Und das ist eine enorme Herausforderung für die Mitarbeiter:innen. Die müssen das ja im Tagesgeschäft machen. Wir machen ja nicht die Praxen zu und sagen: ‚Alle anderen Krankheiten haben heute Urlaub‘. Wir werden tun, was wir können, aber es scheitert daran, wenn wir keine Pfeile im Köcher haben, also nicht genügend Impfstoff haben, um zu impfen.“
Um die Marke von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten zu schaffen, wären in Rheinland-Pfalz rund 400.000 Impfungen pro Woche notwendig. Rund die Hälfte kann in den Praxen gestemmt werden, hinzu kommen Impfzentren und Busse. Und auch Apotheker und Zahnärzte sollen künftig bei der Impfung mithelfen, das hat der Bund heute beschlossen.
Um die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu klären, hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin heute zum „Runden Tisch Impfen“ in die Staatskanzlei geladen. In einem Pilotprojekt waren einzelne Apotheker bereits für die Verabreichung einer Grippeimpfung geschult worden. Sie wären auch für die Corona-Impfung sofort einsatzbereit.
Thomas Christmann, Vizepräsident Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz
„Das sind hier in Rheinland-Pfalz 100 Apotheker, die auch dann in 100 Apotheken impfen könnten. Aber das ist natürlich in keinster Weise ausreichend, um jetzt die Impfdosen nennenswert zu steigern.“
Der Großteil der Apotheker müsste erst mal geschult werden. Wie lange das dauert, weiß niemand. Ein Impf-Schub bis Weihnachten ist also ambitioniert. Das Nadelöhr sind rationierte Impflieferungen und genügend Impfstellen. An der Motivation der Bürger, sich impfen zu lassen scheitert, es derzeit jedenfalls nicht.