Wohnen im ehemaligen Hochbunker

Wohnraum wird immer dringender gesucht – gerade im Rhein-Main-Gebiet. Da ist jede Idee gefragt, die kurzfristig umsetzbar ist. Auch eine Idee, die zunächst mal abwegig klingt: Ein Luftschutzbunker als Wohnung. Das ist gar nicht so einfach umsetzbar.

Deckenhohe Fenster in den meterdicken Betonwänden, das Treppenhaus ist nun lichtdurchflutet. Kaum noch etwas erinnert daran, dass dieses Mehrfamilienhaus bis vor kurzem ein Hochbunker war. Im kalten Krieg sollte er jahrzehntelang über 700 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten, nun entstehen hier 14 geförderte Mietwohnungen.
Mike Josef (SPD), Planungsdezernent Frankfurt
„Weil jede bezahlbare Wohnung erst mal den Frankfurter Wohnungsmarkt entspannt. Und wir zeigen vor allem in Zeiten, wo die Baukosten steigen, die Zinsen nach oben gehen, dass durchaus bezahlbarer Wohnraum im Bestand möglich.“
Kein Abriss, kein völliger Neubau, einfach vorhandene Bestände umbauen. Die Miete soll hier 5,50 Euro je Quadratmeter betragen, derzeit liegt die Durchschnittsmiete in Frankfurt mit über 16 Euro deutlich darüber. Über 5 Millionen Euro kostet der Bau, die Stadt übernimmt 1,3 Millionen. Damit hier aber überhaupt Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit Fenstern entstehen können, mussten aus den anderthalb Meter dicken Schutzwänden bis zu fünf Tonnen schwere Blöcke herausgeschnitten werden – das entspricht je zwei großen SUVs. Was in der Theorie einfacher klingt als in der Praxis.
Michael Schumacher, Architekt
„Dann schleifen die bestimmte Blockgrößen raus. Und wenn Sie die rausgeschnitten haben – wie Sie mit einem Käsemesser oder mit einem Buttermesser das quasi machen – dann ziehen Sie den Block raus und transportieren den auf einem LKW. Wir haben ja glücklicherweise doch sehr starke Kräne.“
In den vergangenen Jahren sind immer mehr Bunker aus der Zivilschutzbindung entlassen worden. Allein hier im Frankfurter Stadtteil Heddernheim gab es einst drei Hochbunker, ein paar hundert Meter weiter wird dieser hier inzwischen als Proberaum für Musiker genutzt. Seit Beginn des Ukrainekriegs ist allerdings eine bundesweite Diskussion entbrannt, ehemalige Schutzräume doch wieder zu reaktivieren. Während sich Frankfurts Planungsdezernent und künftiger Oberbürgermeister Mike Josef in dieser Debatte noch nicht festlegen will, bezieht die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding klarer Stellung.
Frank Junker, Geschäftsführer ABG Holding
„Ich würde hier auch nicht in Panikmache verfallen wollen. Ich sehe und hoffe natürlich nicht, dass das auf Westeuropa überschwappt. Und insofern würde ich jetzt nicht sehen, dass man hier in Frankfurt wieder in den Bunkerbau investieren muss.“
Im Mai will der Bund entscheiden, welche Bunker für den Ernstfall wieder bereitstehen sollen. Dieser hier in Frankfurt wird es jedenfalls nicht: Hier sollen im Herbst die ersten Mieter einziehen.