Wirtschaftsausblick für 2023

Hinter der deutschen Wirtschaft liegt ein schwieriges Jahr: Hohe Inflation, steigende Zinsen und Angst vor einer Rezession. Und die Probleme sind mit ins neue Jahr gewandert. Die Unsicherheit bleibt – an der Börse, bei den Verbrauchern und in der Industrie. Wir haben deshalb bei einem Experten im Frankfurter Bankenviertel nachgefragt.

Der Euro ist nicht mehr so viel wert wie vor einem Jahr. Sein Kurs stürzte im Vorjahr auf unter einen Dollar, ein 20-Jahres-Tief. Zugleich stiegen die Verbraucherpreise. Das Statistische Bundesamt teilt diese Woche mit, dass die Inflationsrate 2022 bei 7,9 Prozent lag, die höchste in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Wirtschaftsleistung wird diesen Winter rückläufig sein. Die Industrie leidet, insbesondere bei den energieintensiven Produkten. Doch es gibt Hoffnung. Betriebswirt Benjardin Gärtner von Union Investment in Frankfurt sagt: Das Schlimmste liegt hinter uns.
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien Union Investment
„Wir sind jetzt quasi über den Höhepunkt hinaus, es kommt jetzt runter. Und wir denken, dass wir auf das gesamte Jahr wohl nochmal knapp sieben Prozent Inflation haben werden. Aber Ende des Jahres kann das sein, so November, Dezember, dass wir bei vier Prozent Inflation uns bewegen werden. Mit der Annahme, dass nicht nochmal irgendwelche Schocks von außen kommen.“
Die Dezember-Nothilfe als erster Schritt der Gaspreisbremse drückte die Inflation. Und aktuell sind auch die Energiepreise rückläufig. Die Bundesnetzagentur gibt vorsichtig Entwarnung. Ihr Präsident Klaus Müller hält eine Gasmangellage für unwahrscheinlich. Das könnte die Wirtschaft entlasten.
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien Union Investment
„Die Industrie wird wahrscheinlich schneller auch in den Genuss von rückläufigen Preisen kommen. Bei den Verbrauchern ist es so, es kommt immer auf ihren lokalen Energielieferanten an. Die haben eine Mischkalkulation. Die kaufen auch auf längere Sicht Gas und Strom ein und geben das dann an die Kunden weiter. Das wird ein bisschen dauern, aber von der Richtung her: Die Preise kommen wieder zurück.“
Und auch Anleger dürfen nach einem schwierigen Jahr vorsichtig optimistisch sein. Denn die Börse erwies sich im Vorjahr trotz aller Krisen robuster als erwartet. Das könnte sich im neuen Jahr auszahlen.
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien Union Investment
„Also gerade hier in Europa die Aktien haben sehr, sehr stark mit dem Energiethema auch mitgelitten. Die große Angst im Sommer vor dem Energiekollaps und einer Gasmangellage hat den Markt ganz schön unter Druck gesetzt. Und wir sehen jetzt gerade die letzten Tage, dass mit den Verbesserungen am Energiemarkt ja auch beim Dax es wieder ein bisschen freundlicher aussieht.“
Zwar wird die Europäische Zentralbank die Zinsen wohl weiter anheben, trotzdem sehen viele Experten am Aktienmarkt gute Chancen – und damit auch gute Chancen für einen gesamtwirtschaftlichen Aufschwung. Die Hoffnung auf Erholung ist da – das dürfte sicherlich auch den Euro freuen.