Wirtschaft klagt über fehlendes Vertrauen

„Meine Damen und Herren, ich habe schlechte Nachrichten im Gepäck.“ – wenn eine Präsentation der Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz schon so beginnt, dann ist eines sicher: Die hiesige Wirtschaft leidet massiv. Am schlechtesten steht derzeit der Handel da. Den größten Abwärtstrend verzeichnet eine andere Branche.

Nämlich die Baubranche. Der Dämpfer ist hier besonders groß. Trotz Sanierungsstau und Wohnungsmangel bleiben die Aufträge aus. Landesweit zeichnet sich auch in anderen Gewerken ein ähnliches Bild. Die Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz, kurz IHK, haben bei einer landesweiten Umfrage unter rund 1.000 Unternehmen festgestellt: Viele sind derzeit gehemmt, hier zu investieren.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
„Wir sind in einer vertieften Rezession. Das haben wir so seit 20 Jahren nicht gehabt.“
Grund für die schlechte Lage seien unter anderem der Inlandsabsatz und die hohen Arbeitskosten. Das größte Geschäftsrisiko sind nach Ansicht der IHK aber die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie die Bürokratie oder noch immer die Energiekosten.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
„Die Energiepreise sind weiterhin im Standortvergleich weltweit viel zu hoch. Faktor drei oder vier höher als beispielsweise in den USA. Und wir sehen halt ein leises Sterben der energieintensiven Industriezweige hier bei uns im Land. Und wenn da in den nächsten zwei Jahren nicht eine deutlich bessere Perspektive kommt, dann schließen Betriebe, sterben auch Branchen.“
Hier müsse die Politik weiter dagegen steuern. Das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland werde ohnehin auf eine Probe gestellt.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
„Die rheinland-pfälzische Wirtschaft wünscht sich Klarheit und wünscht sich einen radikalen Schnitt in der Wirtschaftspolitik. Weg von der Detailregulierung, hin zu vernünftigen Rahmenbedingungen. Weniger ist mehr.“
Deshalb sein Appell an eine zukünftige Bundesregierung: Die Wirtschaft muss auf der Prioritätenliste ganz nach oben. Dabei helfen schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren oder wirtschaftlich umsetzbare Klimaschutzmaßnahmen.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
„Man kann, glaube ich, drauf setzen, dass eine neue Bundesregierung es schaffen müsste, ein Zehn-Punkte-Programm vielleicht aufzulegen, das in der Umsetzung gesetzgebungsmäßig bis zum Herbst geschafft sein wird. Das wäre mal ein erstes vertrauensbildendes Signal.“
Bis dann aber die Wirtschaft wieder richtig Vertrauen fassen könne, dauere es mindestens noch ein Jahr.