Wirtschaft wegen Ukraine-Krieg im Krisenmodus

Dass dieser Krieg nicht weit weg von uns ist, sieht man zum einen beim Blick auf die Landkarte. Die Luftlinien-Distanz von Mainz oder Wiesbaden nach Kiew ist zum Beispiel kleiner als die nach Portugal. Zum anderen ist da die Unsicherheit bei Verbrauchern und Unternehmen beim Thema Energie. Russland könnte als Gegenmaßnahme für die Sanktionen der EU den Erdgaspreis erhöhen oder Lieferungen aussetzen. Wie es dann weitergeht, weiß zum jetzigen Zeitpunkt keiner so wirklich – auch nicht das größte Unternehmen in Rheinland-Pfalz, die BASF in Ludwigshafen.

Großer Gewinn, aber keine große Freude bei Martin Brudermüller. Der Chef der BASF verkündet heute mehr als 5 Milliarden Euro Gewinn für das laufende Geschäftsjahr und doch: Die Unsicherheit aufgrund des Ukraine-Krieges ist groß, obwohl der Umsatz der BASF in den betroffenen Staaten gering ist.
Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender BASF: „Die Geschäfte in der Ukraine und Russland, das ist für Russland ein Prozent des BASF-Umsatzes und für die Ukraine 0,2 Prozent des Umsatzes. Da sind die Märkte natürlich nicht so groß, dass die einen größeren Einfluss auf uns haben können. Ich glaube, was man sagen kann ist, dass die Energiepreise sicherlich mittelfristig eher höher bleiben und sich nicht schnell erholen werden. Wie sich das dann wirtschaftlich auswirkt, ich glaube, das ist noch nicht abzusehen. Ich glaube, wir müssen jetzt einfach ein paar Tage warten, bis wir wissen, was das Sanktionspaket ist.“
Ein endgültiger Stopp der Nordstream-2-Gaspipeline hätte auch unmittelbare Auswirkungen auf die BASF, die mit ihrem Tochterunternehmen Wintershall Dea an dem Projekt beteiligt ist. Noch ist die Energieversorgung in Rheinland-Pfalz und Hessen nach Einschätzung von Experten aber nicht gefährdet und auch einen kurzfristigen Preisanstieg müssten viele Unternehmen erstmal nicht befürchten.
Horst Meierhofer, Geschäftsführer Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen / Rheinland-Pfalz: „Weil man ja über Monate oder oft auch über Jahre Lieferbeziehungen hat und auch die Preise deshalb noch auf diesem Niveau bleiben oder nur langsam ansteigen, weil man immer die Durchschnittskalkulation hat. Nichtsdestotrotz: Über einen langen Zeitraum und wenn diese Situation so angespannt bleiben sollte, wie sie im Moment ist, dann muss man auch längerfristig mit steigenden Preisen rechnen.“
Doch einige Unternehmen in der Region haben schon jetzt Einbußen aufgrund des Krieges. Die Firma Ross im hessischen Langen stellt mit Druckluft betriebene Maschinenteile und Glasflaschen her. Gestern hätte ein LKW mit Ersatzteilen Richtung Russland aufbrechen sollen, doch die Firma hat ihn sicherheitshalber gestoppt.
Ralf Dinkel, Geschäftsführer Ross Europa GmbH: „Wenn jetzt tatsächlich Sanktionen eintreten würden, die dann eben einen Exportstopp für diverse Produkte – und da könnten unsere durchaus darunter fallen – das würde für uns bedeuten, dass natürlich dieser geplante Umsatz, knapp fünf Prozent des Unternehmensumsatzes, von jetzt auf nachher weg wären.“
Bislang sind die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs für die meisten Unternehmen noch nicht abzusehen. Der Handel mit russischen Betrieben könnte in den nächsten Tagen und Wochen aber weiter erschwert werden.