Wird Wein besser durch Musikbeschallung?
Was passiert mit einem Wein, der Tag und Nacht mit klassischer Musik beschallt wird? Das versucht ein Wissenschaftler der Mainzer Universität herauszufinden. In einem Weingut in Hattenheim im Rheingau beschallt er Riesling mit den Goldbergv-Variationen von Johann Sebastian Bach. Ein Experiment, das jetzt seit sieben Wochen läuft.
Die Goldberg-Variationen von Bach. Gespielt von Glen Gould. Eine Aufnahme von 1954. Ein ganz exklusives Klavierkonzert für einen Stahltank mit Riesling. Ein hochwertiger Wein der Lage Hattenheimer Schützenhaus. Tag und Nacht wird er im Keller des Weinguts Georg Müller Stiftung beschallt. Wer die Hand an den Tank legt, spürt die Vibration der Musik.
Prof. Peter Kiefer, Musikwissenschaftler Universität Mainz
„Grundsätzlich ist es so, dass ich mich ja mit Klängen beschäftige und der Wirkung der Klänge überall in unserer Welt. Wir werden von den Klängen beeinflusst und dann kam irgendwann die Idee: Ja, ist es nicht möglich, dass ein Wein, wo ja auch lebende Wesen drin sind, nämlich die Hefe, sich verändern kann, wenn wir ihm Klänge, wenn wir ihm Töne aussetzen?“
Dass Töne eine Flüssigkeit zum Sprudeln bringen können, zeigt ein Experiment mit einem kleinen Tank gefüllt mit Wasser. Professor Peter Kiefer beschallt ihm mit unterschiedlichen Frequenzen, das Wasser reagiert auf die Töne.
Prof. Peter Kiefer, Musikwissenschaftler Universität Mainz
„An der Oberfläche der Flüssigkeit sieht man eben, das bestimmte Muster entstehen und richtig Strukturen, so dass es also wirklich wie eine mathematische Konstruktion dort drin ist und wirklich Energie in die Flüssigkeit reinkommt.“
Ähnlich intensive Schwingungen entstehen beim Abspielen der Goldberg-Variationen. Deshalb wird der 525 Liter Tank genau mit dieser Bach Komposition beschallt.
Tim Lilienström, Kellermeister
„Letzendlich ist ja die Hefe im permanenten Kontakt mit dem Wein. Normalerweise wäre es so, über die Zeit hinweg sinkt die Hefe auf den Boden und der Wein oben wird klarer. Das passiert bei der Beschallung überhaupt nicht. Die Hefe ist dauerhaft in Schwebe, dadurch ist ein ganz anderer Hefeaustausch drin, die sogenannte Hefeautolyse, wo deutlich mehr brotige, cremige Faktoren in den Wein hinein kommen. Und das wird schon ein anderes Geschmackbild geben am Ende.“
Der Riesling ist erst seit sieben Wochen im musikalischen Tank, geschmacklich ist er noch lange nicht ausgereift. Tim Lilienström vergleicht ihn trotzdem schon mal mit genau dem gleichen Wein, aus einem identischen Stahltank. Allerdings wird dieser Wein nicht nonstop beschallt.
Tim Lilienström, Kellermeister
„Allein, man sieht ja schon halbwegs den Unterschied, dass der beschallte Wein noch deutlich trüber ist, als der nichtbeschallte Wein, also selbst in dieser kurzen Zeit hat sich schon ein Unterschied eingebracht und es hat ja noch ein halbes Jahr Zeit, bis er auf die Flasche kommen soll.“