Windräder bedrohen Biosphärenreservat

Zwischen 2035 und 2040 will Rheinland-Pfalz klimaneutral sein, so steht es zumindest im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Land auch die Windenergie ausbauen. Aber wohin mit den neuen Anlagen? Noch letztes Jahr im August hat die Landesregierung den Pfälzerwald als Standort ausgeschlossen. Mittlerweile tut sie das nicht mehr – und riskiert damit den Status als Biosphärenreservat der UNESCO.

Der Herbst lässt grüßen. Die Natur bereitet sich so langsam auf die kalte Jahreszeit vor. Hier am Langerkopf, mitten im Pfälzerwald, könnte es aber bald schon vorbei sein mit der Idylle. Denn der ehemalige US-Militärstützpunkt wird als möglicher Standort für neue Windkraftanlagen gehandelt. Peter Bernhard ist Ortsvorsteher des angrenzenden Örtchens Hofstätten und spricht sich klar dagegen aus.
Peter Bernhard, parteilos, Ortsvorsteher Hofstätten
„Im Pfälzerwald haben Windräder nichts verloren. Hier auf dieser Fläche, wo wir jetzt stehen, da gehören Bäume hin. Die Befürchtung: Wenn dann die Windräder stehen, ist der Blick, ist die Natur verschandelt.“
Sein Ort lebe vom Wander- und Mountainbike-Tourismus. Und der, so fürchtet Bernhard, könnte dann ausbleiben. Statt der Windräder schlägt er vor, mehr Solaranlagen zu installieren und die Wasserkraft zu nutzen.
Sein Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Denn: Berichten der Zeitung „Rheinpfalz“ zufolge habe sich das Deutsche Nationalkomitee der UNESCO gegen Windräder im Pfälzerwald ausgesprochen. Um die Anerkennung als Biosphärenreservat nicht zu gefährden, solle das Land Abstand nehmen von diesen Plänen, so das Komitee in einem Schreiben ans Umweltministerium, das in Rheinland-Pfalz auch für das Ressort Energie zuständig ist. Diese Mahnung dürfte die Landesregierung zum Nachdenken bringen. Denn auch der Titel „Biosphärenreservat“ sei von zentraler Bedeutung.
Erwin Manz, Bündnis 90 / Die Grünen, Staatssekretär Umweltministerium Rheinland-Pfalz
„Unser Bestreben ist, zu sehen, ob man beides miteinander vereinbaren kann: einen sehr moderaten Ausbau erneuerbarer Energiequellen und die Erhaltung des Titels ‚Biosphärenreservat‘. Der Titel darf auf keinen Fall gefährdet werden.“
Inwieweit beides zusammen möglich ist, darüber stehe das Land in regem Austausch mit dem zuständigen Komitee.
Für die Opposition im Landtag ist die Situation aber klar: Mit dem Schreiben der UNESCO sei die Sache vom Tisch – keine Windräder im Pfälzerwald und das sei auch gut so, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Baldauf. Dass der Brief und damit diese Erkenntnis dem Umweltministerium schon seit mehreren Wochen vorliegen und die Regierung das bisher verschwiegen habe, hält er für inakzeptabel.
Christian Baldauf, CDU, Fraktionsvorsitzender Rheinland-Pfalz
„Das ist die typische Vorgehensweise dieser Landesregierung. Es wird viel erzählt, viel angekündigt. Und wenn sich das dann nicht realisieren lässt, dann sagt man es einfach nicht. Dass über einen Monat hinweg das Papier nicht veröffentlicht wurde, spricht Bände. Das ist unmöglich. Frau Spiegel hat uns etwas verheimlicht.“
Helge Schwab, Freie Wähler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender Rheinland-Pfalz
„Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion jetzt wirklich vom Tisch ist, dass wir unser Biosphärenreservat behalten dürfen und dass die Landesregierung einfach einsieht: Das war nichts.“
Tatsächlich gebe es aktuell keine konkreten Windradpläne für bestimmte Flächen im Pfälzerwald, so das Umweltministerium. Autobahnnahe Gebiete und Konversionsflächen wie die am Langerkopf, werden aber weiterhin geprüft. Damit bleibt die Landesregierung weiter auf Kollisionskurs mit der UNESCO.
Peter Bernhard ist optimistisch, dass die Regierung im fernen Mainz doch noch einlenkt und Mensch und Natur dieses Bild erspart bleibt.