Wiesbadener wählen neuen Oberbürgermeister

Kaum ist die Bundestagswahl vorbei, sind rund 200.000 Wähler in Hessens Landeshauptstadt kommenden Sonntag wieder dazu aufgerufen, an die Wahlurne zu gehen. In Wiesbaden steht die Oberbürgermeister-Wahl an. Zehn Kandidaten treten an. Wir haben die drei aussichtsreichsten während ihres Wahlkampfs begleitet und haben gefragt, mit welchen Themen und Standpunkten sie die Wiesbadener von sich überzeugen wollen.

 

 

Ihn gilt es zu schlagen. Vor sechs Jahren haben die Wiesbadener den Sozialdemokraten Gert-Uwe Mende zum Oberbürgermeister gewählt. Und das will der 62-Jährige bleiben. In seiner ersten Amtszeit habe er viel erreicht. Es gebe aber noch genügend zu tun in den nächsten Jahren.
 Gert-Uwe Mende (SPD), Oberbürgermeister Wiesbaden: „Wir sind beim Wohnungsbau richtig gut vorangekommen. Beim Thema Sportstätten. Wir haben große Projekte vor der Brust. Das eine ist natürlich das große Projekt Ostfeld. Da wollen wir Wohnraum schaffen für  ungefähr 10.000 Menschen. Da wollen wir einen neuen Standort für das Bundeskriminalamt realisieren. Das sind 7.000 Arbeitsplätze, die da entstehen können. Da sind wir mittendrin im Prozess, das wollen wir fortführen. Wir haben den großen Sportpark Rheinhöhe, der ist jetzt im Bau. Das sind wirklich große Projekte.“
Ein anderes großes Projekt musste Mende hingegen begraben. Ende 2020 stimmten die Wiesbadener in einem Bürgerentscheid klar gegen den Bau der Citybahn, eine Straßenbahnlinie vom Rheingau über Wiesbaden nach Mainz.Das Thema Verkehr haben viele OB-Kandidaten ganz oben auf der Liste. Thilo von Debschitz will auf den Hauptverkehrsachsen zurück zu Tempo 50, statt wie bisher 30 oder 40. Der Geschäftsführer einer Designagentur tritt als parteiloser Kandidat mit der Unterstützung von CDU und FDP an. Der 59-Jährige findet, die Wiesbadener werden nicht nur auf den Straßen ausgebremst.
 Thilo von Debschitz (parteilos), Kandidat Oberbürgermeisterwahl Wiesbaden: „Das fängt beim Verkehr an und endet bei der Digitalisierung der Verwaltung. Es gibt ganz viele Punkte, wo wir als Stadt ein bisschen hinterher sind und ich finde, wir müssen aufschließen. Wiesbaden ist eine tolle Stadt, für mich eine der schönsten Städte in Deutschland. Aber es droht so ein bisschen zu veröden. Und deswegen ist es wichtig, dass wir Fahrt aufnehmen und hier in Wiesbaden die Verhältnisse nochmal ein bisschen besser rücken.“
Auch die Suche nach bezahlbarem Wohnraum beschäftigt viele Wiesbadener. Hier will sie anpacken: Gesine Bonnet, 54 Jahre alt, freiberufliche Redakteurin und Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung für die Grünen. Sie will Wiesbaden zukunftsfähig machen und dabei die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut bringen. Bonnet sieht sich als Stimme für Aufbruch und Veränderung.
 Gesine Bonnet (Bündnis 90 / Die Grünen): „Wir sehen das in unserer Innenstadt. Durch den Online-Handel funktioniert die Innenstadt so nicht mehr, wie sie ist, mit dem Fokus auf den Einzelhandel. Da müssen wir kreativ neue Nutzungsmöglichkeiten finden als Kommune. Ich finde aber auch das Thema Energiewende und Klimaanpassung sehr, sehr wichtig. Das ist relevant für den Wirtschaftsstandort, aber auch, wie die Lebensqualität in dieser Stadt ist.“
Bonnet tritt als einzige Frau gegen neun Mitbewerber an. Beim letzten Mal fiel die Entscheidung für Gert-Uwe Mende erst in der Stichwahl. Angesichts des großen Kandidatenfelds ist ein zweiter Durchgang auch diesmal nicht unwahrscheinlich. Dieser würde am 30. März stattfinden.