Wiederaufbau in Kordel geht langsam voran

Mehr als ein Jahr ist es schon her, da hat ein Jahrhunderthochwasser weite Teile von Rheinland-Pfalz erfasst. Betroffen war nicht nur das Ahrtal, sondern auch viele kleinere Flusstäler in der Eifel. So auch das Kylltal und der Ort Kordel im Kreis Trier-Saarburg. Schon mehrfach haben wir das 2200-Einwohner-Dorf im vergangenen Jahr besucht. So auch zum Jahrestag der Katastrophe.

Noch sieht es nicht danach aus, aber schon in einer Woche sollen hier wieder Haare geschnitten werden. Etwas mehr als ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe zieht Friseurmeisterin Meike Weinand-Paczulla gemeinsam mit ihrem Team dann in den neuen Salon, direkt in der Ortsmitte. Ihr alter Laden wurde von den Wassermassen komplett zerstört. Als Übergangslösung hat sie einen Container angemietet; der hat aber so langsam ausgedient.
Meike Weinand-Paczulla, Friseurmeisterin aus Kordel: „Ich habe mich eigentlich nicht mehr hier in Kordel gesehen. Ich dachte, ich habe hier keine Zukunft mehr, hatte mich auch anderweitig umgeguckt. Und dann kam der erlösende Anruf von unserem Bürgermeister und er sagte: Meike, ich habe hier noch eine Telefonnummer, melde dich mal da, vielleicht ist hier noch ein Ladenlokal für dich. Das war natürlich mega!“ 
… und alles andere als selbstverständlich. Denn mehr als 220 Häuser wurden von den Wassermassen vor einem Jahr erfasst – die Infrastruktur komplett zerstört. Der Pegel der Kyll war zeitweise von 70 Zentimetern auf über sechs Meter gestiegen. Gestorben ist in dem Eifel-Dorf dank eines gelungenen Krisenmanagements niemand. Von den Schuttbergen in den Straßen ist heute nichts mehr zu sehen, wohl aber von den Schäden, die die Flut hinterlassen hat.
Medard Roth (FWG), Bürgermeister Kordel: „Es ist noch mehr zu tun, als man sich jetzt überhaupt vorstellen kann. Ich glaubte damals auch, ein Jahr ist sehr lange und sehr viel Zeit. Aber es sind noch ganze viele Familien nicht in ihren Häusern und die kommen auch erst an Weihachten zum Teil zurück.“
Trotz der schweren Beschädigungen habe kaum ein Kordeler das Dorf verlassen, erzählt uns der Bürgermeister.
Medard Roth (FWG), Bürgermeister Kordel: „Und da bin ich auch froh drum. Und deshalb gilt es auch für die Gemeinde und für die Behörden – das muss man denen auch mal so sagen – alles daran zu setzen, dass wir die Infrastruktur unseres Dorfes erhalten. Das ist unsere Aufgabe. Dafür sind wir gewählt und dafür sind wir da.“
Und es gibt erste Erfolge. Die örtliche Apotheke, eine Bankfiliale und die Bäckerei an der Hauptstraße sind mittlerweile wieder geöffnet und seit Februar fährt auch die Bahn wieder durch’s Kylltal. Bei der Metzgerei und der Pizzeria am Dorfplatz sieht das anders aus. Wann oder ob es für diese beiden Geschäfte weitergeht, steht in den Sternen. Definitiv dicht bleibt das Hotel und Restaurant Neyses. Ein herber Verlust für Kordel, denn mit dem Hotel fällt ein wichtiger Anlaufpunkt für Touristen weg. Eine weitere Baustelle: Die KiTa. Das Mauerwerk ist noch immer mit Schadstoffen belastet, als Lösung bleibt wohl nur ein Neubau. Bis hier aber etwas entschieden wird, könne es dank Bürokratiedschungel noch lange dauern, so der Bürgermeister.