Wie wirken die hessischen Wahlplakate?

Mehrere Millionen Euro geben die Parteien im Wahlkampf aus, damit die Bürger das Kreuz bei ihrer Partei setzen. Es geht um Social-Media-Spots, um Luftballons, Wahlkampfveranstaltungen aber auch um Plakat-Werbung. Seit Wochen nun zieren bereits die Wahlplakate aller Parteien den öffentlichen Raum. Und wir haben mal einen genauen Blick drauf geworfen.

Ein Plakat neben dem nächsten. Hunderte davon hängen allein im Wiesbadener Stadtgebiet. Mal auffällig, mal schlicht. Ein Wahlanreiz, in den die Parteien eine Menge Geld investieren. Allein der SPD-Landesverband steckt 300.000 Euro in Wahlplakate. Doch lohnt das in Zeiten von Fernsehen, Social Media und Co. überhaupt? Ja, sagt der Kommunikationswissenschaftler Professor Gregor Daschmann von der Uni in Mainz. Seit Jahren forscht er an der Wirkung von Wahlplakaten.
Prof. Gregor Daschmann, Kommunikationswissenschaftler Universität Mainz
„Plakate wirken, das weiß man, aus einem einfachen Grund: Weil Sie gar nicht vermeiden können sie zu sehen, sie wahrzunehmen und das, was drauf steht, zu lesen. Das heißt, innerhalb von einer Sekunde haben Sie ein Plakat wahrgenommen.“
Und zwar auch dann, wenn Sie das gar nicht wollen. Damit ein Wahlplakat aber nicht nur wahrgenommen, sondern auch verstanden wird, muss es möglichst einfach gehalten sein.
Prof. Gregor Daschmann, Kommunikationswissenschaftler Universität Mainz
„Ein gutes Plakat kommuniziert erst mal in Farben und Logos ganz klar, welche Marke – in dem Fall welche Partei – kommuniziert. Das heißt, man erfährt sofort, von wem ist das. Ganz wichtig! Wenn man das nicht erkennt, ist das Plakat schlecht.“
Verwechslungsgefahr besteht in dieser Kampagne bei der CDU und der AfD – ähnliche Farben, ein ähnliches Design. Da muss man schon genauer hinsehen.
Ein gutes Plakat sollte außerdem auf möglichst breite Zustimmung bei den Betrachtern treffen.
Prof. Gregor Daschmann, Kommunikationswissenschaftler Universität Mainz
„Die CDU hat ein Plakat gemacht; ‚Klimaschutz ohne Bevormundung‘. Kein Mensch ist für Bevormundung. Also finden das alle auf den ersten Blick positiv, was die CDU da meint. Und das ist genau die Idee. Niemanden verschrecken, nur positive Schlagworte verwenden und damit versuchen, möglichst viel positives Gefühl für die Marke und die Partei einzusammeln.“
All das gelingt mal mehr, mal weniger gut, findet Professor Daschmann.
Prof. Gregor Daschmann, Kommunikationswissenschaftler Universität Mainz
„Ja hier hinter mir sehen wir ein Plakat der SPD, da hat man meiner Ansicht nach zu viel gewollt. Man wollte einerseits transportieren, dass die SPD etwas im Gesundheitswesen machen will und mehr Ärzte im Land … ja, was? einstellen will? – bezahlen will? … steht nicht da. Es sei nur Zeit dafür. Und dann hat man Frau Faeser gleichzeitig positionieren wollen als die Kandidatin der SPD. Und beides zusammen wird halt zu viel. Da stehen noch zwei Ärzte rum, die man nicht kennt. Da weiß man nicht, wer ist das eigentlich? Die Schrift steht vor den Personen, die Schrift steht hinter den Personen. Sie brauchen zu lange, um dieses Plakat zu sehen, um zu verstehen.“
Bei den Freien Wählern fragt sich der Betrachter oftmals – wofür steht die Partei eigentlich? Und die AfD greift auf ihren Plakaten den Lieblingsgegner an ohne jedoch eigene Inhalte zu nennen.
„Die wichtigste Bank ist die Schulbank“, findet die CDU und tritt dabei der Bankenmetropole Frankfurt gehörig auf den Schlips.
„Make Inflation small again“ – die FDP hält eine Anlehnung an den fragwürdigen Ex-US-Präsidenten Trump für eine gute Idee.
Insgesamt seien die Wahlplakate in den vergangenen Jahren zwar professioneller geworden, meint der Kommunikationswissenschaftler, Fehlgriffe gebe es aber immer wieder.
Prof. Gregor Daschmann, Kommunikationswissenschaftler Universität Mainz
„Von den Grünen: ‚Öko, wie in Ökonomie.‘ Ja, also das ist dann …Wortspiele in Plakaten, wo man zwei Sekunden drüber nachdenken muss und man schaut nur eine Sekunde hin, geht immer in die Hose. So nett das gemeint ist, funktioniert nicht.“
Es bleibt also spannend, wen die Motive auf den Plakaten überzeugen. Das entscheidet sich dann am 8.Oktober bei der hessischen Landtagswahl.