Wie Städte smart und digital werden sollen

Gibt’s noch Parkplätze in der City? Ist im Bus noch ein Platz frei? Solche Fragen werden in der Smart City – in der Stadt der Zukunft – bald einfach per Smartphone beantwortet. Und die KFZ-Anmeldung zum Beispiel erfolgt dann auch ohne Gang zu den Behörden – einfach von Zuhause. Das Land Hessen fördert solche innovativen Projekte – zwei davon stellen wir Ihnen vor.

Das Freibad im Mossautaler Ortsteil Güttersbach. Es ist kaum zu erkennen, was hier vor knapp drei Wochen passiert ist. Ein Starkregenereignis lässt die umliegenden Bäche über die Ufer treten, das komplette Freibad wird überflutet. Gerade noch rechtzeitig werden die Einsatzkräfte informiert, um das Wasser abzupumpen und Schäden an der Technik zu begrenzen. Der Odenwaldkreis will künftig auf Nummer sicher gehen – mit einem digitalen Frühwarnsystem. Neben Wetterstationen, die unter anderem Niederschlagsmengen erfassen, werden kreisweit über 100 solcher Wassersensoren installiert. Sie messen dann rund um die Uhr den Wasserpegel – und schlagen im Notfall sofort Alarm.
Anita Puschmann, Projektleiterin „Katastrophenschutz goes digital“
„In diesem Fall wird es so sein, dass wir ab einer gewissen Meldestufe eine E-Mail generieren können oder zum Beispiel auch einen Anruf, einen Internetanruf, und Personen dann einfach die Information kriegen: Achtung, hier passiert irgendwas, hier müsste man danach gucken. Oder auch: Es wird kritisch.“
Ein Zeitvorsprung, der helfen soll, schneller notwendige Maßnahmen einzuleiten und Schäden abzuwenden. Der Kreis hat über 50 Prozent Waldanteil, das heißt auch erhöhte Waldbrandgefahr. Fünf intelligente Kameras, hoch oben auf Türmen angebracht, erkennen künftig Rauchwolken und bestimmen präzise ihre Position. Die Bilder werden zusammen mit aktuellen Wetterdaten in Echtzeit an die Zentrale Leitstelle übermittelt.
Horst Friedrich, Kreisbrandinspektor Odenwaldkreis
„Es ist ein bisschen tricky, weil auch Wolken stellen sich ja teilweise so dar wie Rauch. Und deshalb haben wir das Ganze mit einer KI auch verknüpft, die uns dann weitere Informationen geben kann: Ist das was, was ein Rauch sein kann, oder ist es Wasserdampf? Weil das soll ja ausgeschlossen werden, sonst hätten wir mehr als tausend Warnungen nach einem Regentag. Und damit könnten wir relativ wenig anfangen.“
Die umfassende Digitalisierung des Katastrophenschutzes soll nur der Anfang sein. Mit dem Aufbau eines flächendeckenden, stabilen Funknetzes zur Datenübertragung entsteht derzeit die digitale Infrastruktur für eine bessere Vernetzung der Kommunen und weitere smarte Lösungen.
So wie in Bad Nauheim im Wetteraukreis. Hier sind im gesamten Stadtgebiet Sensoren zu finden, sie messen quasi alles: Die Luftqualität in der Kurstadt, das Verkehrsaufkommen, Passantenbewegungen, Bodenfeuchtigkeit, Lärm und sogar den Füllstand von Mülltonnen. So können Leerungsfahrten besser gesteuert werden.
Matthias Wieliki, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung Bad Nauheim
„Das Fahrzeug, was morgens die Mülleimer leert oder auch über Tag noch mal eine zweite Leerung macht, das fährt tatsächlich die Mülleimer an, die zu leeren sind. Das heißt, das spielt einerseits bei der Dimensionierung des Fahrzeugs eine Rolle, und andererseits fährt’s auch nicht zu halbleeren oder ganz leeren Mülleimern. Das heißt, wir sparen Mannstunden und Fraustunden und Kilometer ein.“
Die Sauberkeit in der Stadt habe man so spürbar verbessern können. Informationen darüber, wann sich wo viele Menschen aufhalten, helfen etwa Einzelhandel und Immobilienwirtschaft weiter. Bei erhöhtem Lärmaufkommen kann das Ordnungsamt gezielt ausrücken. Autos sollen mit den erhobenen Verkehrsdaten und einem Parkleitsystem bald besser verteilt werden. Und als sogenannter „Smart Region Hub“ will die Stadt künftig Wissen und Erfahrungswerte mit anderen Kommunen teilen.
Bad Nauheim, der Odenwaldkreis – über 90 Smart-City-Projekte hat das Land Hessen seit 2021 mit 64 Millionen Euro gefördert. Digitalministerin Kristina Sinemus will das Förderprogramm fortsetzen und verhandelt aktuell über weitere Haushaltsmittel.
Kristina Sinemus (CDU, Digitalministerin Hessen
„Insofern möchten wir wieder rund um die 60 Millionen in der nächsten oder in dieser Legislatur einsetzen. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass das gut eingesetztes Geld ist, was auch abgerufen und ausgegeben wurde.“
Die hessischen Kommunen können also auch im nächsten Jahr wieder auf Förderungen in Millionenhöhe hoffen – und so innovative Smart-City-Projekte umsetzen.