Wie sich Koblenz auf einen Blackout vorbereitet

Falls im Winter das Gas so knapp wird, dass viele Menschen ihre elektrischen Heizlüfter anwerfen, könnte das Stromnetz in die Knie gehen. Das Blackout-Szenario ist so real, dass sich immer mehr Regionen ernsthaft darauf vorbereiten. Was, wenn der Strom ausfällt – und das gleich für mehrere Tage und in einer ganzen Region? Koblenz gibt erste Antworten auf die Frage.

96 Stunden ohne Strom überstehen – das ist das Ziel der Stadt Koblenz. Ein spezieller Alarm- und Einsatzplan regelt hier, wer bei einem Blackout was zu tun hat. Die Planungen dazu liefen bereits seit vielen Jahren, nun hat man noch mal aufs Gaspedal getreten.
Ulrike Mohrs, CDU, Bürgermeisterin Koblenz
„Und dann haben wir halt angefangen dafür zu sorgen, dass unser Sirenensystem bis zum Ende des Jahres flächendeckend in der Stadt steht, dass sicher ist, dass unsere Trinkwasserversorgung funktioniert, dass unsere Krankenhäuser in der Lage sind zu arbeiten mit Notstromaggregaten, dass wir also die Kernleistungen erbringen können, die der Bürger auf jeden Fall braucht. Dafür wurden Notstromaggregate angeschafft.“
Die stehen hier, im Lager der Feuerwehr. 200.000 Euro hat die Stadt in die Geräte investiert. Eine Halle weiter: Feldbetten. Insgesamt 600 Menschen können darauf in Notunterkünften einen Platz finden. Solche mobilen Ölheizungsanlagen würden dann Turnhallen zu so genannten „Wärmeinseln“ machen.
Koblenz bunkert auch große Mengen Treibstoff, um die Notstromaggregate, beispielsweise im Wasserwerk, zu betreiben. Die fünf Koblenzer Kliniken besitzen eigene Dieselaggregate, die im Notfall anspringen.
In der Zentrale der Berufsfeuerwehr laufen bei einem Blackout alle Fäden zusammen. Hier sitzt der Krisenstab. Die wichtigsten Ansprechpartner haben Satellitentelefone. Kommunikation sei ein kritischer Faktor, wie Olaf Becker bei einem Stromausfall im Westerwald gelernt hat.
Olaf Becker, Leiter Bevölkerungsschutz Feuerwehr Koblenz
„Es war eine Unsicherheit da, weil heute jeder gewohnt ist sofort über Handy zu erfahren, warum haben wir einen Stromausfall, was ist passiert und wie lange dauert es. Und wenn wir von einem größeren, längeren Stromausfall reden, geht auch kein Handynetz mehr. Und aus dem Grund ist es unheimlich wichtig, dass wir den Leuten Informationen geben können, damit auch keine Fake News aufkommen.“
Informationen, die per Sprachdurchsage über die neuen Sirenen verbreitet werden können. Die zwölf Feuerwachen in der Stadt werden so beim Blackout zu Leuchttürmen – den wichtigsten Anlaufstellen für Bürger.
Für zuhause empfiehlt der Bund für Notsituationen Lebensmittelvorräte für zehn Tage anzuschaffen. Pro Person wären das unter anderem 20 Kilo Wasser, dreieinhalb Kilo Getreideprodukte, vier Kilo Gemüse und zweieinhalb Kilo Obst, am besten in Dosen oder Gläsern.
Vorbereitung auf den Ernstfall hält auch Professor Martin Braun, Experte für Netzbetrieb an der Universität sowie am Fraunhofer Institut in Kassel, für sinnvoll. Das Risiko für Stromausfälle sei nicht neu. Er lobt aber die hervorragende Versorgungssicherheit des Stromnetzes.
Prof. Martin Braun, Energie- und Netzexperte Universität Kassel
„Das Risiko ist einfach da, es ist gering, aber da, sodass wir uns jetzt nicht mit Blick auf den Winter besondere Sorgen machen müssen. Aber es ist gut, sich vorzubereiten, sich die Gedanken zu machen.“
Wahrscheinlicher als ein Blackout sei aus seiner Sicht ein sogenannter Brownout, also dass einzelne Nutzer für wenige Stunden auf Strom verzichten müssten, falls es im Winter zu einer Gasmangellage kommt. So eine kontrollierte Abschaltung würde aber vorher angekündigt. Auch dieses Risiko gilt als gering.
Kein Grund zur Panik also, aber Grund genug vorbereitet zu sein.
Ulrike Mohrs, CDU, Bürgermeisterin Koblenz
„Wir gehen davon aus, dass wir die Vorbereitungen, die wir jetzt getroffen haben, nicht brauchen. Und wenn das so ist, dann sind wir sehr froh darüber. Wenn aber der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dann können wir agieren und müssen nicht nur reagieren und das ist uns wichtig.“
Die Stadt hat also einen Plan für vier Tage ohne Strom. Inzwischen haben mehrere andere Städte angefragt, um von Koblenz zu lernen.