Wie halten Sie’s mit der Katar-WM?

Übermorgen startet die Fußballweltmeisterschaft in Katar. Jetzt mal Hand aufs Herz: Sind Sie schon in WM-Laune? Die wenigsten werden begeistert „ja“ sagen. Aber wenn der Ball rollt, dann werden sicher viele zuschauen. Bei einigen bleibt bei dieser WM der Fernseher aber aus. Gründe gibt’s einige: Die Verletzung der Menschenrechte, der Vorwurf Katar habe die WM gekauft und und und. Erst am Wochenende äußerten Fußball-Fans in ganz Deutschland – wiederholt – ihren Unmut.

Wie hier in Mainz zum Beispiel am Sonntag vor dem Bundesligaspiel Mainz 05 gegen Eintracht Frankfurt. Deutliche Botschaft: „Boycott Qatar“.
Diese Botschaft unterstützen auch Fußballvereine aus der Region. Zum Beispiel der Regionalligist Hessen Kassel.
Der Verein hat beschlossen: Wir boykottieren die WM in Katar. Im Clubheim werden keine WM-Spiele übertragen.
Daniel Bettermann, Pressesprecher KSV Hessen Kassel
„Wir haben halt ganz klar gesagt: Wir wollen Haltung zeigen. Im Sinne unserer Werte, die auch in unserer Satzung verankert sind. Dass wir eben für Menschenrechte und demokratische Grundrechte einstehen. Und auch gegen Ausgrenzung jedweder Art.“
Die Fan-Szene in Kassel steht der WM sehr kritisch gegenüber. Der Verein selbst organisiert während der WM eigene Veranstaltungen.
Dennis Pfeiffer, Leitung Fanprojekt Kassel
„Ja, bei uns ist ein Alternativprogramm, was dann auch so ausgebaut ist, dass es bewusst deutsche Spiele trifft oder besondere Spiele. Während des Eröffnungsspiels zum Beispiel eröffnen wir eine Ausstellung ‚Fußball, Flucht und Migration‘, die sich mit dem Hintergrund von Fußballern, die geflüchtet sind, befasst.“
Und auch viele Fans kommen bei der WM in Katar ins Grübeln.
Eine aktuelle Umfrage von infratest-dimap zeigt: 56 Prozent der Bundesbürger wollen dieses Mal gar keine WM-Spiele gucken.
Reihenweise Public Viewings wurden schon abgesagt. Es gibt auch Kneipen und Gaststätten die keine WM Spiele zeigen. Aber für viele ein zweischneidiges Schwert. Wie das Beispiel der Kneipe „Sixties“ in Mainz zeigt. Hier wird die WM in Katar auf den Bildschirmen zu sehen sein.
Roland Bockius, Inhaber „Sixties“ in Mainz
„Wir haben sehr, sehr viele Stammgäste, die halt gewohnt sind, hier jahrzehntelang immer Fußball gucken zu können, und für die wäre es eine Riesenenttäuschung, wenn wir es nicht übertragen würden.“
Je mehr man sich bei den Zuschauern umhört fällt auf: Die Menschen diskutieren heiß über die Winter-WM.
Helga Bliwier
„Also ich denke, das ist ganz schlecht, dass man in so einem Land eine Weltmeisterschaft macht. Weil diese ganze Infrastruktur überhaupt nicht da war und auch danach wahrscheinlich kaputt geht.“
Harry Klinge
„Ich werde sie schauen, aber viel weniger als bei den letzten Malen. Ich werde mir die Spiele aussuchen, weil ich es eine Zumutung finde, dass es im November stattfindet.“
Monika Wedel
„Ich werde gucken, weil ich denke, die Fußballer geben ihr Bestes und die können nix dafür, dass die WM in Katar stattfindet.“
Uwe Backeberg
„Dass da 136 Rasenplätze entstanden sind, obwohl das da eine der wasserärmsten Gebiete ist … Da passt vieles nicht mehr zusammen. Und deshalb hab ich einen Schlussstrich gezogen und zu meiner Frau gesagt: ‚Ich schaue diese WM nicht!‘.“
Was sagen die Bundesligavereine zu einem WM-Boycott?
Bei Mainz 05 sagt Vorstand-Sport Christian Heidel: Ein Boycott-Aufruf jetzt Tage vor dem WM-Start ist zwecklos.
Christian Heidel, Sportvorstand 1. FSV Mainz 05
„Weil ich glaube, dass ein Boycott der WM gerade jetzt überhaupt nix bringt. Wir müssen die WM als Plattform nutzen, um auf die Umstände, die in Katar nicht in Ordnung sind, darauf hinzuweisen jeden Tag. Und ich glaube, dann bringt es den Menschen in Katar viel, viel mehr, als wenn wir zuhause bleiben würden.“
Trotz aller Diskussionen: Ab Sonntag wird der Ball in Katar rollen. Das wird keiner mehr aufhalten.