Wie geht es weiter bei VW in Baunatal?
Schwache E-Auto-Verkäufe treffen auf massive Sparzwänge: Deutschlands größter Autobauer Volkswagen steckt tief in der Krise. Drei der zehn VW-Werke sollen laut Angaben des Betriebsrates dichtgemacht werden – der Schock bei den Mitarbeitern sitzt tief. Steht auch das hessische Werk in Baunatal auf der Kippe? Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori war heute vor Ort – auch in Nordhessen geht die Angst um.
Christoph Meyers Schicht ist zu Ende. Der vierfache Vater arbeitet seit 31 Jahren im Baunataler Werk. Die Sparpläne der Konzernführung beunruhigen ihn.
Christoph Meyer, seit 31 Jahren Logistiker bei VW
„Wenn ich mir jetzt vorstelle. ich werde entlassen, was ja durchaus im Raum steht, nicht nur Kürzungen, sondern auch Entlassungen. Oder wenn ich bleibe, dann Kürzungen. Also eins von beidem wird mich ja auf jeden Fall ereilen. Dann stehe ich ja wirklich mit leeren Händen da.“
Auch die SPD-Abgeordneten im Hessischen Landtag sind besorgt. Nach einer auswärtigen Fraktionssitzung in Baunatal kommen die SPD-Spitzen um Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori heute am Werkstor mit Vertretern der IG-Metall zusammen.
Kaweh Mansoori (SPD), Wirtschaftsminister Hessen
„Die Rahmenbedingungen, die wir natürlich auf Landesebene, aber teilweise auch gemeinsam mit dem Bund verbessern wollen, sind einerseits das Thema der Energiekosten, die erheblich auf die Konkurrenzfähigkeit drücken. Das ist ein Baustein. Ein zweiter wird sein, dass wir gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, dass die Ladeinfrastruktur zügig ausgebaut wird. Also überall da, wo wir beispielsweise über Genehmigungsfreistellungen auch für Komponenten für Ladeinfrastruktur dafür sorgen können, dass die Infrastruktur deutlich schneller ausgebaut wird, hilft es ja dabei, dass die Elektromobilität alltagstauglicher wird und ist ein weiterer Kaufanreiz für die Menschen.“
Anreize wünscht sich Mansoori außerdem in Form von Kaufprämien, für die er sich beim Bundeswirtschaftsministerium stark machen will. Der Erhalt der Arbeitsplätze und des Produktionsstandorts hätten jetzt höchste Priorität.
Die Gewerkschaft forderte den Konzern heute dazu auf, seine Androhungen zurückzunehmen. Dann könne man konstruktive Gespräche über die Zukunft von VW führen.
Christoph Meyer, seit 31 Jahren Logistiker bei VW
„Wir dürfen gar nicht streiken für das, was hier gerade gemacht wird oder gegen das. Dürfen wir nicht und deswegen müssen wir von Opel lernen in meinen Augen und die Diskussion haben wir hier – von den Opel-Kollegen von vor 20 Jahren, die gesagt haben: ‚Wir schmeißen die Brocken hin und machen einen selbstständigen Streik.‘ Weil schlimmer als das, was jetzt uns bevorsteht, kann es ja gar nicht werden.“