WhatsApp der Antike – Trierer Forscher digitalisieren uralte Papyrus-Texte

An der Universität Trier schlummert ein Schatz. Und zwar aus Papyrus. Das war das Papier im Alten Ägypten. Mehr als ein Tausend Papyrus-Texte werden in Trier aufbewahrt. Damit Forscher weltweit einen einfachen Zugang zu ihnen bekommen, werden die Papyrus-Texte jetzt digitalisiert. Eine spannende Reise in die Lebenswelt der Antike.

Prof. Patrick Reinard, Papyrologe Universität Trier
„Papyri sind im Prinzip das Papier der Antike. Papyrus ist eine Kulturpflanze, die vor allem in Ägypten gewachsen ist und die man in Ägypten schon sehr früh, lange vor der griechisch-römischen Zeit, bearbeitet hat, und aus der Staude dieser Pflanze konnte man Papyrus-Schriftträger herstellen, die dann Jahrhunderte sehr, sehr wichtig waren. Nicht nur in Ägypten, sondern in der ganzen Mittelmeerwelt.“
Und genau diese Welt will Patrick Reinard genauer erforschen. Zunächst wählt er Papyri aus, die heute gescannt werden sollen.
Prof. Patrick Reinard, Papyrologe Universität Trier
„Ich habe hier noch zwei Briefe aus dem vierten Jahrhundert nach Christus, die wir auf jeden Fall auch scannen müssen. Es sind Briefe, die gut erhalten sind, und die Handschriften sind vergleichbar mit vielen der kleineren Fragmente, und da können wir die noch nicht so gut einordnen. Aber diese Briefe bieten sehr gutes Material.“
Das Material wird dann ins benachbarte Institut getragen. In die Geo-Informatik.
Prof. Patrick Reinard, Papyrologe Universität Trier
„Wir nehmen alle Texte momentan mit Hyper-Spektral-Kameras auf. Wir führen Scan-Arbeiten durch, um bestmögliche Abbildungen zu haben, die für die weitere Erforschung aber auch für den Einsatz in der universitären Lehre geeignet sind.“
Eine Hyper-Spektral-Kamera. Wo das menschliche Auge versagt, da geht es für diese Kamera erst so richtig los.
Dr. Henning Buddenbaum, Geo-Informatik Universität Trier
„Während das menschliche Auge nur drei Wellenlängenbereiche des elektromagnetischen Spektrums sehen kann, nämlich rotes, grünes und blaues Licht, kann dieser Scanner das Spektrum vom sichtbaren Licht bis zum nahinfraroten Licht in 160 verschiedene Kanäle aufteilen. Und die Reflexionen in jedem Kanal separat messen.“
Das Ergebnis: Hoch auflösende Aufnahmen von einem antiken Papyrus.
Prof. Patrick Reinard, Papyrologe Universität Trier
„Ein griechischer Brief des 4. Jahrhunderts nach Christus, der von einem Ehepaar, Paulus und Tapia, an die Mönche in einem Kloster in Ägypten geschrieben worden ist, abgesendet worden ist in Alexandra. Und der Brief thematisiert die Krankheit der Tapia, der Ehefrau des Paulus.“
Die Papyri erzählen aus dem Alltag. Wie antike WhatsApp-Nachrichten.
Prof. Patrick Reinard, Papyrologe Universität Trier
„Der antike Mensch, der damals gelebt hat, der vielleicht in einem Dorf nahe der Großstadt gelebt hat und als Nilschiffer gearbeitet hat, oder oder oder. Über diesen Menschen haben wir in den großen literarischen Quellen aber nie irgendwelche Informationen. Und diese Papyri kommen aber genau von diesen Menschen. Es sind Texte aus dem Alltag, die unmittelbar aus der antiken Lebenswirklichkeit für uns verfügbar sind.“
Es dauert noch eine Weile, bis die Papyrus-Sammlung gescannt ist. Danach kommen die Texte in eine Online-Datenbank. Dann haben Forscher weltweit Zugriff auf die WhatsApp-Nachrichten der Antike.