Weinlese an der Ahr beginnt

Gute Qualität, aber eine überschaubare Menge – so kann man den Weinjahrgang 2022 ganz gut auf den Punkt bringen. Jetzt hat die Hauptlese an der Ahr begonnen – im Jahr eins nach der Flut. Für die Winzer ein Zeichen der Solidarität für die von der Flutkatastrophe heimgesuchte Region.

„Super lecker.“
Heike Günther schmecken die Ahr-Trauben. Sie macht zusammen mit Ehemann Bernd praktisch Helfer-Urlaub. Eine Woche bleibt das Paar aus Heidelberg im Ahrtal und hilft bei der Ernte.
Heike Günther, Erntehelferin
„Weil ich das sinnvoll finde. Wir haben das letztes Jahr in der Ficht gemacht, Urlaub gespendet, habe da auch einen Fluteinsatz in Stollberg gemacht, in Zweifall beim Bäcker und jetzt haben wir gesagt, dieses Jahr gehen wir in die Weinberge.“
In die Steillagen hoch über der Ahr, in diesem Jahr wieder mit einem wundervollen Panoramablick. Anders als im vergangenen Jahr. Damals war Winzer Philip Nelles froh, dass er nicht schon Ende August in den Weinberg musste.
Philip Nelles, Winzer aus Heimersheim
„Auch bei uns stand der komplette Betrieb im Wasser und gerade was die Gewölbekeller angeht, wo wir die ganzen Barrique-Fässer lagern, haben wir die Hälfte der Ernte verloren. Mit der Ernte waren wir, denke ich, letztes Jahr nochmal drei bis vier Wochen später dran, von daher hatten wir zum Glück noch etwas Zeit uns darauf vorzubereiten.“
Das Weingut ist wieder aufgebaut. Der Gebäudeschaden: rund 1,5 Millionen Euro. In diesem Jahr will der Winzer neu durchstarten und hofft auf einen guten Jahrgang, trotz Hitze, trotz Trockenheit.
Philipp Nelles, Winzer aus Heimersheim
„Ich denke, wir haben hier einen Jahrgang draußen im Weinberg hängen, der von seiner Qualität sehr gut dasteht. Top Trauben, wie man sich sie wünscht. Das einzige: Die Trauben haben wenig Flüssigkeit aufgenommen, weil der Regen etwas gefehlt hatte, von daher wird es, denke ich, ein schöner Jahrgang für die Konsumenten und ein überschaubarer für die Winzer.“
Das heißt: Der Wein könnte sehr gut werden, Mengenmäßig sieht es durch Hitze und Trockenheit aber eher mau aus. Ähnlich sehen das die Winzer aus den anderen rheinland-pfälzischen und hessischen Weinanbaugebieten.
Ernst Büscher, Sprecher Deutsches Weininstitut
„Ein Großteil der Anlagen, insbesondere die älteren Anlagen, stehen noch ausgesprochen gut da. Die Trauben sind kerngesund. Wir hatten keine Unwetter. Und von daher rechnen wir auch mit einem qualitativ sehr guten Jahrgang.“
Ein sehr guter Jahrgang mit einer wohl kurzen Lesezeit. Bis Ende September und nicht wie üblich bis Mitte Oktober soll hier an der Ahr alles geerntet sein. Für Philip Nelles beginnt mit den ersten Frühburgundertrauben ein Neustart. Ein Jahr nachdem hier die Flutkatastrophe alles zerstörte.