Weinberge im Zellertal trotzen dem Klimawandel
Grade läuft die Lese auf Hochtouren. Ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird immer schwieriger, denn einige Sorten mögen das sich verändernde Klima nicht besonders. Doch es gibt auch Regionen, die profitieren vom Klimawandel. Zum Beispiel das Zellertal in der Pfalz.
In den Weinbergen bei Zell im Donnersbergkreis ist es noch früh am Morgen. Georg Schwedhelm liest gerade Spätburgunder. Schon in der vierten Generation baut er hier Wein an, denn das Mikroklima im Zellertal ist ganz besonders. Ein Grund dafür ist die Lage.
Georg Schwedhelm, Winzer in Zell
„Wenn man jetzt hier hinten Richtung Westen schaut, da haben wir den Donnersberg, der höchste Berg der Pfalz. Und das Wetter. Wir haben meistens Westwind. Der Donnersberg ist ein Stück weit unser Wettergott. Also er scheidet die Wolken ab. Dadurch haben wir zum einen weniger Niederschlag, aber auch weniger die Extreme in Form von Starkregen, Hagel.“
Da der Boden sehr tonhaltig ist und daher Wasser speichert, macht dem Winzer der wenige Regen keine Sorgen. Auch der viele Wind bringt Vorteile mit sich. Da so die Feuchtigkeit aus dem Weinberg geweht wird, muss Georg Schwedhelm auf seinen 20 Hektar weniger Pflanzenschutz ausbringen. Dazu ist es etwas kühler als in anderen Gebieten.
Georg Schwedhelm, Winzer in Zell
„Es wird immer wärmer, alles entwickelt sich. Die Weinbauregionen gehen immer nördlicher. Und dadurch, dass wir ein kühleres Gebiet sind, tun wir uns deutlich einfacher. Gerade noch Deutschland als Weinbaugebiet ist eben sehr bekannt für Riesling und Riesling funktioniert in Deutschland gut, weil immer ein kühleres Klima da ist – spätere Reife, langsamere Vegetation.“
Da die durchschnittliche Temperatur in Deutschland in den vergangenen 100 Jahren um 1,6 Grad gestiegen ist und weiter steigt, wird es für Winzer immer schwieriger Riesling anzubauen. Georg Schwedhelm erzählt, dass deswegen mehr Winzer auf andere Sorten umschwenken.
Georg Schwedhelm, Winzer in Zell
„Und gerade wenn man jetzt dran denkt, wenn wir einen Weinberg anpflanzen. Es geht jetzt nicht da drum, dass wir überlegen, was ist jetzt gut für die nächsten fünf bis zehn Jahre, sondern wir denken halt in 40 bin 50 Jahren. Dann müssen wir uns heute die Frage stellen, was funktioniert noch oder was denken wir, was funktioniert noch in 40 bis 50 Jahren. Und da werden wir mit Riesling keine Probleme haben.“
Die guten Bedingungen locken immer mehr Winzer aus der Region ins Zellertal. Wie Hans-Oliver Spanier aus Rheinhessen. Er hat das Potential schon vor 25 Jahren erkannt und investiert. Für ihn ist das Zellertal das perfekte Anbaugebiet und ein Gewinner des Klimawandels.
Hans-Oliver Spanier, Winzer in Hohen-Sülzen
„Mich hat es ein Stück weit auch gewundert, dass es so lange gedauert hat, bis einige Kollegen das Potenzial final erkannt haben. Aber die Kollegen, die sich mittlerweile engagieren, sind wirklich auch die allerbesten. Und das ist wirklich großartig, weil so wird die Region und das Zellertal noch bekannter und sie hat es auch verdient.“