Weidetierhalter demonstrieren gegen den Wolf

In Hessens Wäldern leben immer mehr Wölfe. Mindestens neun der Tiere sind hier inzwischen sesshaft geworden – Tendenz steigend. Vor allem für Weidetierhalter ist das ein riesen Problem. Um ihrem Ärger Luft zu machen haben sie sich heute in Gießen versammelt, um gegen den „Wolfsmanagementplan“ der Landesregierung zu protestieren.

Thorsten Schmale macht sich Sorgen. Er ist Tierhalter und Biobauer aus Leidenschaft. Hier im mittelhessischen Bischoffen-Roßbach hält er 150 Schafe, sechs Esel, zehn Ziegen und eine Handvoll Kühe. Die Tiere sind sein ein und alles. Doch immer seltener kann er nachts wirklich beruhigt schlafen. Grund dafür ist der Wolf, der auch in Hessen mehr und mehr sesshaft wird.
Thorsten Schmale – Hirte aus Bischoffen-Roßbach
„Also, die Vorstellung, ich käme zu meinen Eseln und die Esel sind schwerverletzt oder sogar tot, also das ist eine Vorstellung, das ist ein Albtraum. Und diese Gefahr nimmt stetig zu. Und dieses Märchen, ja, der Wolf geht nicht an Großtiere wie Kühe oder Esel oder Pferde, da kann ich mittlerweile gar nichts mehr dazu sagen, nur noch den Kopf schütteln.“
Bisher hatte Thorsten Schmale Glück. Gerissen hat der Wolf noch keines seiner Tiere. Doch er ist sich sicher, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Das will er nicht akzeptieren und hat deshalb zum Protest aufgerufen.
Rund 200 Menschen sind ihm heute in Gießen gefolgt. Anlass der Demo ist das heutige Treffen der „AG Wolf“, einem Beratungsgremium des Landes Hessen, das sich um drängende Fragen in Bezug auf den Wolf kümmert. Auch Vertreter der Weidetierhalter gehören dem Gremium an, aber sie fühlen sich nicht ausreichend gehört und unterstützt. Ein Vorwurf, den der Präsident des Hessischen Landesamts für Naturschutz und Umwelt so nicht stehen lassen will.
Thomas Schmid – Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie
„Die Weidetierhalter werden durch das Land Hessen sehr stark unterstützt. Es gibt eine Weidetierprämie, die von einer auf zwei Millionen pro Jahr erhöht wurde in diesem Jahr. Und der Grundschutz wird gefördert, auch mit einer Million. Also hier gibt es eine deutliche Verbesserung der Unterstützung der Weidetierhalter durch das Land Hessen.“
Doch Geld ist nicht alles. Den Demonstranten draußen geht es um mehr.
Christian Schmidt – Mutterkuh-Halter aus Bischoffen
„Wir müssen einfach sehen, dass wir das regulieren, dass die Population niedrig gehalten wird und dass in dicht besiedelten Gebieten oder sagen wir mal da, wo intensiv Weidetierhaltung betrieben wird, dass da einfach eingegriffen wird und die Problem-Wölfe entnommen werden.“
Anette Schweiger – Pferde-Halterin aus Mücke-Atzenhain
„Wir brauchen weniger Wölfe. Ich sage nicht, dass man keinen Wolf hat. Aber Wölfe in großen Waldgebieten ist kein Problem, wenn die Zahl der Wölfe so reduziert wird, dass die ausreichend Futter haben.“
So sehen das viele Demonstranten hier. Sie fordern eine Obergrenze für Wölfe. Die Landesregierung verweist hingegen auf den Artenschutz. Eine Lösung scheint da so schnell nicht in Sicht.