Weidetierhalter in Sorge wegen Wölfen

Der Wolf ist zurück in Deutschland und breitet sich immer mehr aus. Dank strenger gesetzlicher Schutzbestimmungen leben in Hessen mittlerweile wieder rund zwanzig Exemplare in freier Wildbahn. Was Umweltschützer ein Erfolg ist, ist für Weidetierhalter eine Katastrophe. Immer wieder gibt es Wolfsübergriffe auf Weidevieh, so auch vor wenigen Tagen im Hochtaunuskreis, wo gleich zwei Schafe getötet wurden.

Es sind die Zeichen eines Kampfes, der sich hier, in Pfaffenwiesbach, vor zwei Tagen zugetragen hat. Ein Schaf wurde verschleppt, ein anderes tot aufgefunden. Die Spuren im Schnee deuten auf den Übeltäter hin: Es muss ein Wolf gewesen sein, da ist sich Alexandra Büttner sicher. Sie hält 14 Schafe auf der Weide nebenan und fürchtet nun auch um ihre Tiere.
Alexandra Büttner, Weidetierhalterin
„Ich habe natürlich Angst, wenn ich hier morgen früh herkomme, dass meine Schafe flachliegen. Oder ein Teil davon und der Rest traumatisiert ist. Und es sind halt nicht einfach nur Nutztiere. Die haben Namen und wir haben sie großgezogen und das geht einen natürlich dann schon an.“
Mit dieser Angst ist Alexandra Büttner nicht allein. Rund zwanzig Weidetierhalter haben sich heute vor dem Landtag in Wiesbaden versammelt, um auf ihre Sorgen aufmerksam zu machen.
Drinnen diskutieren die Abgeordneten über den Umgang mit dem Wolf in Hessen. Die FDP teilt dabei die Forderungen der Demonstranten.
Wiebke Knell, FDP, Abgeordnete Landtag Hessen
„Wir Freie Demokraten wollen keine Wölfe, die durch Siedlungen streifen, die Nutztiere reißen oder die in der Nähe des Waldkindergartens sind. Wir wollen eine schnelle, rechtssichere und artenschutzrechtlich vernünftige Lösung, um diese Problemwölfe entnehmen zu können. Und das ist ganz einfach: Nehmen Sie den Wolf ins Jagdrecht auf.“
So ganz einfach ist das eben doch nicht, entgegnet die CDU. Ja, es gebe Sorgen in der Bevölkerung. Und ja, der Wolfsbestand in Deutschland habe mittlerweile eine stabile Basis. Der Landesregierung aber seien bei diesem Thema die Hände gebunden.
Michael Ruhl, CDU, Abgeordneter Landtag Hessen
„Und deshalb muss die Bundesregierung endlich den Antrag stellen, den Wolf aus der höchsten Schutzkategorie herauszunehmen. Die Wolfspopulation in Deutschland ist mittlerweile so groß, dass ein aktives Bestandsmanagement erforderlich ist. Und dafür muss die Bundesregierung den Weg freimachen.“
Erst dann könne man über eine Änderung des Jagdrechts reden. Die SPD kritisiert die Datenlage über die Entwicklung der Wolfspopulation in Hessen und fordert eine bessere wissenschaftliche Aufarbeitung. Diese Kritik kann Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Priska Hinz nicht nachvollziehen.
Priska Hinz, Bündnis 90 / Die Grünen, Landwirtschaftsministerin Hessen „Über kein anderes Tier wissen wir besser Bescheid als über den Wolf. Mit einem Wolfsrudel, zwei Paaren und wenigen sesshaften Einzeltieren ist der Wolf weiterhin ein seltenes Tier in Hessen.“
Und deshalb weiterhin schützenswert. Aber auch die Weidetierhalter lasse das Land nicht im Stich: So gebe es unter anderem eine finanzielle Förderung für die Anschaffung und Instandhaltung wolfsabweisender Zäune und Entschädigungszahlungen für durch Wölfe gerissene Tiere. Das aber reicht den betroffenen Landwirten nicht.
Volker Lein, Vizepräsident Hessischer Bauernverband e.V.
„Wir haben hier viele Mittelgebirge, wir haben hier steinige Böden und dort ist es nicht möglich, Zäune zu errichten. Und vor allen Dingen gibt es keinen wolfssicheren Zaun. Der Wolf lernt ganz schnell, alle Zäune zu überwinden. Und Geld für tote Tiere ist ein ganz billiges Mittel um uns abzufertigen. Kein Geld der Welt ersetzt ein totes Tier.“
Es brauche Obergrenzen für den Wolfsbestand.
Auf eine Lösung einigen können sich die Landtagsfraktionen heute nicht. Und so wird der Wolf wohl noch häufiger Thema sein im Hessischen Landtag.