Wasserstoff für den öffentlichen Nahverkehr

In Hessen soll die größte mit Wasserstoff betriebene Nahverkehrszugflotte der Welt an den Start gehen – und das nicht erst in einigen Jahren, sondern schon im Dezember. 27 mit Wasserstoff betriebene Bahnen sollen dann durch den Taunus fahren. Starten werden die Züge im Industriepark Höchst und dort gab es heute einen Einblick in das Großprojekt.

Einmal volltanken bitte. Durch diesen Zapfhahn wird kein Benzin oder Diesel fließen, sondern Wasserstoff. Vier dieser Zapfsäulen sollen die Züge im Industriepark Höchst mit betanken. Bald beginnen die ersten Tests.
Joachim Kreysing, Geschäftsführer InfraServ Höchst
„Es werden Probebetankungen mit Zügen durchgeführt und das Zusammenspiel der Komponenten, dass dann alles auch wirklich funktioniert, das ist die Hauptaufgabe bis zum Jahresende.“
Auf dem Dach haben die Züge einen Wasserstofftank und eine Brennstoffzelle. Die Zelle wandelt Wasserstoff und Luft in Wasser um. Dabei entsteht Strom, der die Akkus an Bord auflädt und den Elektromotor antreibt. Die Züge geben lediglich Wasserdampf und Wärme an die Umwelt ab. Durch Bremsenergie wird weitere elektrische Energie gewonnen.
Bis zu 1.000 Kilometer weit fährt ein Zug mit einer Tankfüllung bei einer Maximalgeschwindigkeit von 140 Kilometer pro Stunde. Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir hat sich 2018 bereits ein Bild von den leise rollenden Wasserstoffzügen gemacht. Er ist überzeugt, dass sie ihren Teil zur Mobilitätswende beitragen werden.
Tarek Al-Wazir, Bündnis 90 / Die Grünen, Verkehrsminister Hessen
„Wir haben nun mal grob ein Drittel der Gleise in Hessen, die nicht elektrifiziert sind. Da sind bisher Dieseltriebwagen unterwegs. Die Bahn will mehr elektrifizieren und das ist auch richtig, aber das geht gar nicht überall. Da, wo beispielsweise Tunnel zu niedrig sind, kann man keine Oberleitung nachträglich einbauen und genau für solche Bereiche ist der Wasserstoffzug eine sehr gute Alternative.“
Allerdings wird der Wasserstoff bislang nicht emissionsfrei hergestellt. Jeden Tag entstehen zwölf Tonnen des sogenannten „grauen Wasserstoffs“ im Industriepark. Günstig ist der Wasserstoff noch nicht, doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern.
André Kavai, Geschäftsführer Rhein-Main-Verkehrsverbund
„Es fällt schwer, Prognosen zu treffen, wie sich fossile Energieträger in den nächsten Jahren in der Preisentwicklung entwickeln werden. Von daher ist Wasserstoff tatsächlich auch wirtschaftlich eine echte Alternative und wird wahrscheinlich auch noch attraktiver werden.“
30 Millionen Euro kostet das Projekt, zur Hälfte finanziert von Land und Bund. Das Tanken dauert übrigens nur eine Viertelstunde, genauso schnell wie bei einem Dieselzug. Ob die Züge aber auch pünktlicher abfahren als ihre fossilen Vorgänger, wird sich dann in gut einem halben Jahr zeigen.