Wassersport-Verbot am Rhein
Sportboot fahren, Stand-Up Paddlen oder einfach eine Runde schwimmen – seit Ende Juli ist das auf einem fünf Kilometer langen Rheinabschnitt zwischen Ingelheim und Bingen absolut tabu. Was bis vor kurzem ein Freizeitparadies für Wassersportler war, ist nun Sperrzone für jegliche Aktivität im und auf dem Wasser. Grund für das Verbot ist laut zuständiger Landesbehörde der Schutz von Wasservögeln. Eine neue Verfügung, die in der Region für reichlich Diskussionsstoff sorgt.
Es ist einiges los auf dem Rhein zwischen Ingelheim und Bingen. Enten paddeln durchs Wasser, ein Schwan genießt die Ruhe in Ufernähe. Im Naturschutzgebiet Ilmen Aue/Fulder Aue haben die Vögel einen Rückzugsort, den es entlang des Rheins so nicht mehr oft gibt. Bis vor kurzem haben sie sich das Gebiet mit Wassersportlern wie Eberhard Thiel geteilt. Er ist Vorsitzender des Wassersport-Clubs Bingen Kempten und kann das Verbot nicht nachvollziehen.
Eberhard Thiel, Vorsitzender Wassersport-Club Bingen
„Sie sehen es ja am Ergebnis. Das ist unser Steg, da sind die Bootplätze leer. Weil die Kollegen haben das Boot schon rausgenommen. Das hat keinen Sinn im Augenblick mehr für sie. Das ist doch für viele Vereine, ja wie soll man sagen, existenzgefährdend.“
In dem Naturschutzgebiet leben und brüten viele verschiedene, teils sehr seltene Vogelarten. Deshalb gelten schon seit Jahren strenge Auflagen für die Nutzung. Boote dürfen hier maximal Schrittgeschwindigkeit fahren und nicht in die Nähe des Ufers. Im Winterhalbjahr wird der Abschnitt komplett gesperrt. Dass die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, kurz SGD, diese Sperrung jetzt auf das ganze Jahr ausgeweitet hat, dafür hat auch der Bingener Oberbürgermeister Thomas Feser kein Verständnis.
Thomas Feser (CDU), Oberbürgermeister Bingen
„So eine Entscheidung zu treffen, das halte ich für fahrlässig. Das wurde auch nicht wissenschaftlich oder mit einem Gutachten unterlegt. Deshalb habe ich die Hoffnung, dass jetzt nochmal innerhalb der SGD das überprüft wird und dann auch vielleicht die Gelegenheit gibt, gemeinsam eine Entscheidung zu treffen.“
Denn die Kommune und die betroffenen Vereine seien weder in den Entscheidungsprozess eingebunden noch ausführlich über die neue Verfügung informiert worden. Um sein Anliegen zu unterstreichen, hat Feser einen offenen Brief an die Landesbehörde verfasst.
Thomas Feser (CDU), Oberbürgermeister Bingen
„Weil die Öffentlichkeit aufgebracht war. Und dann war das einzige, was ich jetzt in dem politischen Miteinander halt für richtig erachtet habe, gesagt, okay, der Unmut ist so groß, da muss man einfach dieses, wie ich finde, falsche Vorgehen auch ein Stück weit öffentlich deutlich machen, damit überhaupt Bewegung in die Diskussion kommt.“
Die SGD Süd gibt zu: Die Kommunikation im Vorfeld des Erlasses hätte besser laufen können. Es habe aber ohnehin wenig Spielraum für Diskussionen gegeben. Denn die Freizeitaktivitäten im betreffenden Gebiet und auch die Verstöße gegen die Auflagen hätten in jüngster Vergangenheit enorm zugenommen.
Bernd Armbrüster, Abteilungsdirektor Naturschutz SGD Süd
„Und wir mussten leider auch feststellen in den vergangenen Jahren und auch in diesem Jahr, dass viele Arten durch Boote, Wasserfahrzeuge – ob jetzt motorisiert oder nicht motorisiert – dort gestört wurden und vertrieben wurden.“
Die Missstände seien auch fortlaufend dokumentiert worden, sowohl durch Wissenschaftler wie auch Privatpersonen. Auch uns werden entsprechende Bilder zugespielt.
Bernd Armbrüster, Abteilungsdirektor Naturschutz SGD Süd
„Und daher mussten wir jetzt in diesem Sommer handeln, zumal auch im Frühjahr ein Mahnschreiben der EU-Kommission die Bundesrepublik Deutschland erreicht hat, wo der mangelnde Vogelschutz auch angesprochen wurde.“