Wassernotstand in Grävenwiesbach

Fast 3 Grad war der Juni zu warm – und vor allem war er zu trocken. Seit Anfang Mai hat es an vielen Orten in Hessen und Rheinland-Pfalz nur ganz wenig geregnet. Droht uns schon wieder ein Dürre-Sommer? Fest steht jetzt schon, die Grundwasserpegel sind vielerorts bereits so niedrig, dass das Trinkwasser knapp wird. Wegen der anhaltenden Trockenheit ist es in der Wetterau, im Vogelsberg und im Landkreis Gießen verboten, Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen zu entnehmen. Auch die Gemeinde Grävenwiesbach im Taunus schlägt Alarm – und hat nun sogar ganz offiziell den Trinkwassernotstand ausgerufen.

In Grävenwiesbach müssen sich die Menschen derzeit in Sparsamkeit üben. Seit ein paar Tagen gilt per Verordnung: Wasser verschwenden verboten. Für den Bürgermeister kein einfacher, aber ein notwendiger Schritt: Denn die Vorräte sind knapp – und es muss immer genügend Wasser für die Feuerwehr zur Verfügung stehen.
Roland Seel, CDU, Bürgermeister Grävenwiesbach
„Wir erwarten, dass das Trinkwasser nur für die wirklich notwendigen Zwecke benutzt wird. Das heißt, alles, was an den Körper geht oder in den Körper geht, wozu Trinkwasser erforderlich ist, dazu soll es verwendet werden. Keinesfalls für die Gartenbewässerung, und derzeit auch nicht für die Befüllung von Pools.“
Es waren wahrscheinlich private Poolbesitzer, die den Trinkwasserpegel in Grävenwiesbach so massiv in die Gefahrenzone gebracht haben. Und zwar ganz konkret in der Nacht vor Fronleichnam: Denn da ließen offenbar gleich Dutzende Einwohner ihren Swimmingpool volllaufen. Mit verheerenden Folgen für den Wasservorrat im Hochbehälter.
Sebastian Stöckmann, Wassermeister Grävenwiesbach
„Es ist einfach wesentlich mehr rausgelaufen als rein. Und dadurch – es schon die ganze Woche sehr warm war. Ich denke, mal, viele Leute hatten Urlaub. Es war ja langes Wochenende – war der Wasserverzehr schon generell höher als in einer normalen Arbeitswoche. Tja, und dann ist es halt so viel geworden, dass man sagen musste: So, hier jetzt mal ein Stopp. Jetzt müssen wir erstmal wieder Wasser regenerieren. Müssen quasi gucken, dass der Behälter sich erholt.“
Inzwischen ist der Behälter schon wieder deutlich voller – wohl vor allem, weil der Trinkwassernotstand ausgerufen wurde. Dass der Taunus öfter und heftiger als andere Landstriche von Wassermangel betroffen ist, hat geologische Gründe: Wegen des Grauwacken- und Schieferstein-Bodens kann ein Großteil des Regens nicht versickern und fließt oberflächlich über Bäche und Flüsse ab. Nach einem Schauer oder Gewitter sind nur die obersten zwei bis drei Zentimeter des Bodens durchfeuchtet – viel zu wenig, um das edle Nass für den Trinkwasserkreislauf nutzbar zu machen.
Roland Seel, CDU, Bürgermeister Grävenwiesbach
„Wenn wir mal auf 1,50 Meter kämen oder 1,80 Meter, müsste man sagen, wir brauchen mal drei, vier Monate ununterbrochen, oder mindestens über Nacht, einen sogenannten Landregen, damit der Boden durchfeuchtet werden könnte. Das ist unrealistisch, das wissen wir.“
Deshalb bleibt dem Bürgermeister nur die Hoffnung, dass sich die Menschen an die Sparvorschriften halten – denn im schlimmsten Fall müsste die Gemeinde den Bürgern den Hahn ganz zudrehen.
Roland Seel, CDU, Bürgermeister Grävenwiesbach
„Im Zweifelsfall, wenn es an die Brandreserve gehen müsste, könnte es sein, dass temporär Wasser abgeschaltet wird. Das hatten wir hier bei uns noch nicht. Das gibt aber die Gefahrenabwehrverordnung mit. Sodass man sagen kann: Okay, wegen mir Nachtzeit zwischen zwei und vier Uhr, um mal irgendein Beispiel zu nennen, könnte es denkbar sein. Was wir nicht im Griff haben, das ist ganz einfach der Klimawandel. Und wenn der Sommer so trocken wird wie in den letzten Jahren, dann werden wir alle im Hintertaunus, mindestens alle Städte und Gemeinden, ein erhebliches Problem haben.“
Auch in Usingen, Kronberg und Königstein sind die Menschen bereits dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. Auch dort könnte die Warnampel jederzeit auf Rot umspringen und der Trinkwassernotstand ausgerufen werden.