Was tun gegen Geldautomaten-Sprengungen?

Es vergeht im Moment fast kein Tag, an dem nicht irgendwo in Hessen oder Rheinland-Pfalz wieder ein Geldautomat gesprengt wird. Auch in der Region rund um Koblenz kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen. Die Koblenzer Sparkasse zieht deshalb jetzt Konsequenzen. Ab Montag können Bankkunden nachts an den Automaten kein Geld mehr abheben. Vorher blicken wir nochmal zurück einen besonders spektakulären Fall am Dienstag in Hofheim.

Hofheim-Diedenbergen am vergangenen Dienstag kurz vor 4 Uhr: Anwohner werden von einem lauten Knall geweckt. Der Grund: Unbekannte sprengen einen Geldautomaten. Trümmerteile fliegen auf die Straße. Und auch wenn die Täter an diesem Tag kein Bargeld erbeuten können, der Sachschaden am Gebäude ist groß.
Es sind Fälle wie diese, wegen denen sich jetzt einige Banken zu einem drastischen Schritt entscheiden. Wie die Sparkasse Koblenz: Sie hat bereits fünf Geldautomaten außer Betrieb genommen, ab Montag werden dann zwischen 23 Uhr nachts und 5.30 Uhr morgens die Zugänge zu allen Geldautomaten geschlossen. Das oberste Ziel sei es, Anwohner und Kunden vor Schaden zu schützen.
Sparkasse Koblenz
„Das ultimative Sicherheitssystem gibt es nicht. (…) Ein Restrisiko wird immer bleiben. Deswegen müssen wir zukünftig noch stärker abwägen zwischen dem Kundennutzen der jederzeitigen Bargeldverfügbarkeit vor Ort und dem Risiko eines Sprengversuchs durch Täter.“
Fast 60.000 Geldautomaten gibt es in Deutschland – deutlich mehr als in vielen anderen europäischen Ländern:
Bastian Kipping, Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz
„Frankreich und die Niederlande haben entsprechen umgerüstet, die benutzen sogenannte Färbesystem,um das Geld unbrauchbar zu machen, u seitdem können wir diese Verlagerung nach Deutschland feststellen.“
Die Polizei empfiehlt einen Mix aus Maßnahmen, darunter auch den Einsatz der Färbesysteme, aber es gibt komplizierte bürokratische Hürden: Zertifizierte Verfahren aus Frankreich sind zum Beispiel in Deutschland nicht anerkannt oder nur auf Angriffe mit Gas, nicht aber auf Angriffe mit festem Sprengstoff ausgelegt.
In Hessen ist die Zahl der Geldautomatensprengungen im vergangenen Jahr auf 41 Fälle gesunken. 2021 waren es noch 51.
Ganz anders aber das Bild in Rheinland-Pfalz: Seit den ersten Vorfällen im Jahr 2013 ist hier die Zahl stetig gestiegen. Von 4 auf 35 Fälle im Jahr 2020. Nach einem kleinen Rückgang im vorletzten Jahr hat sich die Zahl der Fälle 2022 mehr als verdoppelt. 56 Mal wurden hier Automaten gesprengt.
21 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, 12 sitzen in Untersuchungshaft.
In Deutschland wird noch viel mehr Bargeld verwendet als in anderen europäischen Staaten. Die große Anzahl von Automaten und die große Menge an Bargeld in den Automaten, macht sie für die Täter besonders attraktiv.
Bastian Kipping, Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz
„Den Löwenanteil machen die Niederländer aus. Das sind gut organisierte Banden. Die niederländischen Täter haben oft einen marokkanischen Migrationshintergrund, wir können aber auch Nachahmungstäter aus Osteuropa feststellen.“
Von professionellen Tätern, vermutlich aus dem Ausland, gehen die Ermittler auch im Falle der Automatensprenger von Diedenbergen aus. Dieser Fall zeigt, wie gefährlich solche Sprengungen auch nach der eigentlichen Tat sind. Denn die Täter fliehen oft mit überhöhter Geschwindigkeit und gefährden so weitere Unbeteiligte. So auch am Dienstag: Die Täter bauen auf ihrer Flucht auf der Schiersteiner Brücke einen Unfall und flüchten zu Fuß weiter. Und trotz umfangreicher Ermittlungen: Auch heute sind sie immer noch nicht gefasst.