Was sagt sein Handy über den Angeklagten aus?

Im Prozess um den Mord an einem Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein im September letzten Jahres wurde heute das Handy des Angeklagten ausgewertet. Dem 50 Jahre alten Mario N. wird vorgeworfen, den jungen Kassierer wegen eines Streits um die Maskenpflicht erschossen zu haben.

Es sind Videos, die fassungslos machen. Vor dem Landgericht in Bad Kreuznach werden heute die Aufnahmen gezeigt, die der Angeklagte Mario N. mit seinem Schwager in den USA ausgetauscht haben soll. Zu sehen ist darauf Mario N. in Alltagssituationen wie dem Grillen im Garten oder beim Gassigehen. Er filmt sich dabei selbst und erzählt seinem Schwager von seinen Problemen mit Covid-19.
Maike Dickhaus, Reporterin
„Immer wieder verharmlost der Angeklagte Covid-19 als Grippe. Er versucht seinen Schwager davon abzuhalten, sich impfen zu lassen. Nur durch die Impfung würden die Menschen sterben, nicht durch das Virus, erklärt Mario N. in ruhigem Ton. Bei den anwesenden Journalisten im Gerichtssaal entsteht der Eindruck, Mario N. ist ein überzeugender Redner. Subtil versucht er, seinen Schwager zu beeinflussen.“
Hoffentlich wäre er nächstes Jahr nicht pleite oder würde im Knast landen, weil er einen Polizisten umgebracht hat, der ihm irgendwelche Maßnahmen aufzwingen will, sagt er in den Videos, die nur wenige Tage vor der Tat aufgenommen worden sind.
Auch am Tatabend schickt er ein Video an den Schwager. Darin die Ankündigung, dass er jetzt seine Waffe nehmen und den Tankstellenmitarbeiter erschießen werde.
Der Schwager antwortet nicht – nur wenig später ist Alex W. tot.
Es sind Aussagen, die die Anwesenden im Zuschauerraum des Bad Kreuznacher Landgerichts fassungslos machen.
Alexander Klein, Verteidiger von Mario N.
„Eine geplante Tat war es meines Erachtens nicht. Wir haben heute auch Nachrichten von ihm gehört, in denen er mitteilte, dass er immer dann Masken trägt, wenn er dort rein geht, um die Angestellten nicht zu provozieren, und auch hier war es beim ersten Besuch keine Provokation, denn er hatte die Maske ja zumindest mit hinein genommen; sie dann nicht aufgesetzt. Und ich meine, dass man dann nicht von einer Tatplanung sprechen kann.“
Ein Polizeibeamter berichtet heute auch über die Hausdurchsuchung in der Wohnung des Angeklagten nach der Tat. Auffällig: Mario N. hat dort verschiedene Waffen aufbewahrt. Unter anderem die Tatwaffe, eine weitere Pistole, ein Beil sowie mehrere Messer.
Der Angeklagte verfolgt den Prozess heute aufmerksam, spricht immer wieder mit seinem Anwalt.
Zu Beginn des Prozesses hatte er den Mord an Alex W. gestanden. Er habe an dem Abend sehr viel Bier getrunken und sich durch den Hinweis auf die Maskenpflicht in der Tankstelle gedemütigt gefühlt.
Der Prozess wird am Freitag damit fortgesetzt, dass unter anderem ein Sachverständiger zum Alkoholkonsum des Angeklagten am Abend der Tat aussagt. Dann wird es auch um die Frage gehen, ob der Angeklagte vermindert schuldfähig war.