Was macht Omikron aus der Corona-Pandemie?

In Hessen und Rheinland-Pfalz sind erst letzte Woche die Corona-Maßnahmen verschärft worden. Und weitere Verschärfungen werden nicht lange auf sich warten lassen.

Mit Sorge blickt Marion Closmann auf die nächsten Wochen. Aktuell darf sie nur Geimpfte und Genesene in ihr Kino in Marburg lassen. Das läuft auch ganz gut, noch ist die Unternehmerin mit den Umsätzen zufrieden. Doch weil sich die Corona-Lage zuspitzt, schwindet die Planungssicherheit.
Marion Closmann, Betreiberin Cineplex Marburg
„Ich fürchte, Planungssicherheit kann man in einer Pandemie nicht wirklich erwarten. Aber erwarten tue ich schon, dass einfach mit einem Augenmaß und einem Plan an die Sache herangegangen wird und zu erleben, dass das gerade nicht der Fall zu sein scheint, raubt einem wirklich den letzten Nerv.“
Zumal Marion Closmann für 105 Mitarbeiter verantwortlich ist, davon rund 70 Studierende, die im Falle eines erneuten Lockdowns nicht vom Kurzarbeitergeld aufgefangen werden.
Doch die Lage spitzt sich zu. Am Wochenende wurde auch in Deutschland die neue Variante Omicron nachgewiesen. Trotz vollständigem Impfschutz hatte ein Reiserückkehrer aus Südafrika Omicron im Gepäck. Ein Mann aus dem Rhein-Main-Gebiet war am 21. November in Frankfurt gelandet, als Südafrika weder Hochrisiko- noch Variantengebiet war. Im Laufe der Woche hatte er Symptome entwickelt und befindet sich nun in häuslicher Quarantäne.
Vier weitere Reiserückkehrer sind mittlerweile positiv auf die Omicron-Variante getestet worden.
Dr. Peter Tinnemann, Leiter Gesundheitsamt Frankfurt
„Die werden von uns engmaschig betreut. Zu den weiteren Details der Personen kann ich natürlich nichts sagen, aber da sind wir ganz nah dran. Da schauen wir ganz aufmerksam drauf, was wir daraus an neuen Erkenntnissen und Schlüssen ziehen können. Eine der Betroffenen hatte Symptome entwickelt, aber bis heute ging es allen ausreichend gut.“
Ab morgen gelten schärfere Einreiseregeln. Jeder Bundesbürger, der jetzt aus Südafrika zurückkommt, muss bereits vor Abflug dort einen negativen PCR-Test vorlegen. Bislang war auch ein Antigen-Schnelltest ausreichend.
Laut Weltgesundheitsorganisation ist Omicron nicht nur ansteckender, sondern auch resistenter gegenüber Impfstoffen. Das heißt, auch Geimpfte seien gefährdet, wenn sie sich nicht boostern lassen.
Doch Experten prognostizieren schon jetzt, dass die Booster-Kampagne zu langsam und die 2G-Regel nicht ausreichend ist, um die gewaltige vierte Welle zu brechen. Wird die Politik reagieren?
Kai Klose, Bündnis 90 / Die Grünen, Gesundheitsminister Hessen
„De facto müssen wir zu noch stärkeren Kontaktbeschränkungen kommen, damit wir die Infektionsdynamik wirklich unterbrechen. Ob es dann einen echten Lockdown braucht oder stärkere Maßnahmen für Ungeimpfte, das ist meines Erachtens noch offen.“
Welche Verschärfungen künftig auf uns zukommen, könnte sich bereits morgen entscheiden. Denn dann beraten erneut die Regierungschefs von Bund und Ländern über die aktuelle Lage.
In Frankfurt sind die Gefühle gemischt:
Jean-Louis Jegou
„Diejenigen, die sich nicht impfen lassen, obwohl sie das könnten, nehmen die anderen in eine gewisse Geiselnahme, darüber bin ich schon verärgert.“
Ursula Müller
„Um das Coronavirus einzudämmen, wäre ich schon für einen Lockdown, um das Virus etwas zu bremsen. Denn es ist ja nicht zu erwarten, dass es von selbst wieder aufhört.“
In Marburg hofft Marion Closmann im Zweifelsfall auf einen kurzen, aber dafür harten Lockdown.
Marion Closmann, Betreiberin Cineplex Marburg
„Dann bitte so, dass er auch hilft und nicht wieder irgendein Gehampel, was unterm Strich nichts bringt und dann immer weiter, immer weiter gezogen wird, bis er dann wirklich ein Lockdown ist.“
Kommt der Lockdown oder kommt er nicht? Nicht nur Marion Closmann wird morgen gespannt auf die Beratungen von Bund und Ländern schauen.