Was hat es mit dem TikTok-Trend „Talahon“ auf sich?

Was sagt Ihnen der Begriff „Talahon“? Vermutlich nicht viel. Aber unter dem Hashtag Talahon findet sich aktuell vor allem auf der Social-Media-Plattform TikTok ein Jugendtrend mit teilweise problematischen, zum Beispiel frauenverachtenden Aussagen. Junge Menschen, meist Migranten, oft mit deutschen Pässen – die ein Weltbild aus dem Mittelalter vermitteln. Auf Arabisch bedeutet der Begriff Talahon so viel wie „komm her“ und so sind es gerade Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte, die mit den sehr speziellen Inhalten für Kopfschütteln sorgen.

„Willst du auch (meine) afghanische Gurke? Ich glaube ja.“
Es geht um Videos wie dieses, aufgenommen in Frankfurt. Junge Männer mit Migrationshintergrund die sich frauenverachtend äußern.
„Bruder ihr seid nur Objekte für vier Sachen. / Es gibt nur vier Frauen: Eine zum Kochen, eine zum Putzen, eine zum Sex und mit einer kannst du machen was du willst.“
Wer nach Talahon sucht, findet auf TikTok aktuell über 16.000 Videos. Sexismus, Gewalt und übertriebene Männlichkeit kommen darin unter anderem vor. Bekannt geworden ist der Begriff durch ein Musikvideo.
„Taeal lahon, ich geb‘ dir ein Stich, bin der Patron. / Taeal lahon, ich zieh‘ dich zur Ecke, deine Jungs sehen, wie ich in dir Messer steche, Blut lecke und stecke deine Leiche in Säcke.“
Darin sieht die Islamexpertin Susanne Schröter auch den Ursprung des Talahon-Trends. Für sie sind die fragwürdigen Inszenierungen nichts Neues sondern existieren, seit es Gangsterrap gibt.
Prof. Susanne Schröter, Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam
„Wir müssen uns da keine Sorgen machen meiner Meinung nach. Das ist ein Phänomen, was wir seit vielen Jahren haben. Musik, Inszenierung in den sozialen Medien, mit sexistischen Inhalten, Gewaltinhalten, frauenverachtenden Inhalten. Früher hatten wir sogar ganz stark islamistische, dschihadistische Inhalte. Das war alles schon schlimmer als im Moment.“
Schröter sieht in den Videos aber auch Zeichen einer völlig missglückten Integration und teilweise abgehängten Jugend.
Prof. Susanne Schröter, Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam
„Da scheinen auch etliche dabei zu sein, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind, also die Sprachkenntnisse sind minimal. Da müssen wir schon überlegen, wie ist es eigentlich mit den jungen Flüchtlingen, die wir hier in Scharen aufnehmen, betreuen wir die eigentlich? Das scheint nicht der Fall zu sein.“
Das hessische Integrationsministerium verweist auf die große Zahl von integrations- und sprachfördernden Maßnahmen des Landes. Aus Verbänden oder Kommunen lägen keine Rückmeldungen zum Thema Talahon vor. Ob sich tatsächlich ein Jugendtrend abzeichne, könne noch nicht bewertet werden.
Doch auch das liefert der Hashtag Talahon:
„Ich glaub ich bin verknallt in einen Talahon, mit Louis-Gürtel, Gucci-Cap und Airmax-Schuhen …“
Ob Selbstironie oder ernsthaftes gesellschaftliches Problem. Ein vermeintlicher Trend, der eines Tages verschwindet. Während Wertevermittlung, gerade bei jungen Menschen, auch danach noch wichtig bleibt.