Warum wird in Kitas nicht auf Corona getestet?

Die Omikron-Variante breitet sich weiter aus und die Infektionszahlen steigen deutlich. Gestern hat die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig daher erklärt, dass sich auch Geimpfte oder Genesene an Schulen testen lassen können, um möglichst schnell einen Infektionsherd zu erkennen. In Kindertagesstätten hingegen gibt es keine Testpflicht. Angesichts der steigenden Zahlen fordert aber der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz auch für Kitas eine landesweite Teststrategie.

Es ist noch fast dunkel in Kirrweiler, als heute Morgen die ersten Kinder in der Kita St. Elisabeth ankommen. Leiterin Eva Waldenberger nimmt die Kinder an der Tür in Empfang, da die Eltern nicht mit rein dürfen. Im Dunkeln bleibt auch, ob eins der Kinder vielleicht mit dem Coronavirus infiziert ist. Denn getestet sind die Kinder nicht. Angst vor einer Infektion hat die Leiterin jedoch keine.
Eva Waldenberger, Leiterin Kita St. Elisabeth Kirrweiler
„Es ist immer so tagesformabhängig. Also vom Grundprinzip her nehme ich sie eigentlich mit einem guten Gefühl in Empfang. Weil ich selbst bin geimpft, ich bin geboostert mittlerweile, und wir haben eigentlich schon Eltern, die da sehr verantwortungsbewusst auch mit umgehen, und wenn die Kinder krank sind, sie zu Hause lassen.“
Trotzdem würde sie den Kindern gerne Coronatests anbieten, um Infektionen schneller zu entdecken und einzudämmen. Doch im Gegensatz zu Schulen unterstützt das Land die Kindertagesstätten dabei nicht. Eine Testpflicht lehnt Eva Waldenberger ab. Auch weil die Eltern beim Thema Testen eher geteilter Meinung sind.
Luzia Hagenbucher
„Ich finde es vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Kinder auch getestet werden. Weil ständige kommen ja neue Varianten und da finde ich es gut, dass auch die Kinder sicher sind im Kindergarten.“
Martin Groß
„In Schulen finde ich es vielleicht noch in Ordnung, weil da sind die Kinder schon ein bisschen größer und verstehen das Ganze auch. Wenn ich jetzt meiner dreijährigen Tochter sag, sie muss sich jeden Morgen testen lassen, findet sie das vielleicht nicht so prickelnd.“

Über den Trägerverein und zertifizierte Teststellen hat Eva Waldenberger versucht, selbst ein Testangebot aufzubauen. Der Träger hat jedoch keine finanziellen Mittel und die Teststellen in Kirrweiler sind überlastet. So geht es vielen Kitas in Rheinland-Pfalz. Daher fordert sie eine einheitliche Teststrategie vom Land.

Eva Waldenberger, Leiterin Kita St. Elisabeth Kirrweiler
„Das wär so eine runde Sache. Also das ist für mich halt auch eine runde Strategie. Die einen machen es, die anderen machen es nicht, und nur weil es eben andere Trägerstrukturen sind, haben es die einen einfacher und die anderen schwerer. Das hat ja mit Chancengleichheit auch nichts zu tun im weitesten Sinne.“
Der Kita-Fachkräfteverband geht sogar einen Schritt weiter und fordert eine Testpflicht in Kitas, wie sie in Bayern und Baden-Württemberg am 10. Januar kommen wird. Doch die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig weist die Forderung gestern zurück.
Stefanie Hubig, SPD, Bildungsministerin
„Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich ältere Schülerinnen und Schüler teste oder ob ich sehr kleine Kinder verpflichtend teste. Wir haben Kinder, die sind dort zwei Jahre, drei Jahre alt, die müssten sich dann alle testen oder testen lassen. Und wir haben ein Unterschied in der Schulpflicht, denn alle Kinder und Jugendliche müssen in die Schule gehen, egal wie die Situation ist. Das ist auch nochmal anders in den Kitas, deshalb setzen wir auf Freiwilligkeit.“

Der Kita-Fachkräfteverband zeigt sich heute kompromissbereit.

Claudia Theobald, Vorsitzende Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz
„Wenn das für die Landesregierung so schwierig ist, eine Testpflicht zu installieren, dann möchten wir doch den Vorschlag machen eines verpflichtenden Testangebots. Und wenn es verschiede Zuständigkeiten gibt von Kommunen und Land und Kreisen, wie das beim Kitasystem eben der Fall ist, dann setzen Sie sich bitte gemeinsam an einen Tisch und überlegen sie, wie die Kitas vernünftig geschützt werden.“

Nur mit einer einheitlichen Teststrategie könnten die Kitas in Rheinland-Pfalz während der Omikronwelle uneingeschränkt geöffnet bleiben. Auch Eva Waldenberger hofft, dass sie den Kindern in Zukunft die Tür öffnen kann. Am liebsten wenn alle getestet sind.