Wandern entlang der hessischen Grenze

13.000 Kilometer – das ist eine Strecke von Deutschland nach Südafrika. So viele Kilometer ist Werner Bach aus Darmstadt bereits gewandert. Jetzt hat er gesagt: „Ich will mal meine Region besser kennenlernen“. Deshalb wandert er die nächsten Monate entlang der hessischen Landesgrenze.

Ein Mal rund um Hessen – 1.300 Kilometer durch Felder, Wälder und kleine Ortschaften. Um nicht vom Mobilfunk abhängig zu sein, wandert Werner Bach immer mit seinem GPS-Gerät. So weiß er – fast immer – wo es lang geht. Seine jetzige Reise, entlang der hessischen Grenze, soll etwa drei Monate dauern. Mit einem Schnitt von etwa 15 Kilometern am Tag und 15 Kilogramm Gepäck. Neben einer Kamera hat Werner Bach auch immer seinen Laptop dabei. Damit lädt er täglich seine Fotos und Reiseberichte ins Internet hoch.
Werner Bach, leidenschaftlicher Wanderer
„Angefangen hat es eigentlich damit, dass ich eine Website, mein Tagebuch für die Familie gepflegt habe. Dass sie weiß: Wo bin ich denn? Die Resonanz war dann so enorm, dass ich gesagt habe: Okay, ich mache das auch für andere. Ja, natürlich bedeutet das: Neben einem Wandertag, an dem ich dann fünf, sechs, sieben Stunden unterwegs war, hatte ich immer noch zwei, drei Stunden Nachbearbeitung.“
So sportlich war der Darmstädter Werner Bach nicht immer unterwegs. Etwa 30 Jahre lang zählte für ihn primär sein Job in der Softwareentwicklung. Seine Laufleidenschaft begann 2003, im Alter von 55 Jahren.
Werner Bach, wandert entlang der hessischen Grenze
„Ich war früher Couchpotatoe und Workaholic und bin durch Zufall über meine Frau zum Walken, zum Lauftreff gekommen. Dann ging es zum Nordic Walking. Und dann fing es mit Tageswanderungen an.“
Dabei sollte es aber nicht bleiben. In den Jahren darauf folgten unter anderem zwei Pilgerreisen durch Japan, der Jakobswegs nach Santiago de Compostela und eine fünf Monate lange Wanderung, zu Fuß quer durch Deutschland. Mit der Zeit – und immer mehr Kilometern – begann sich seine persönliche Einstellung zum Wandern zu verändern.
Werner Bach, leidenschaftlicher Wanderer
„Am Anfang habe ich es noch mit einem gewissen sportlichen Aspekt gesehen. Aber mit der Zeit kam hinzu, dass ich gemerkt habe, dass ich immer ruhiger und ausgeglichener werde. Der Stress fällt von einem ab. Und was ich auch bemerkt habe, ist letztendlich, dass ich viel achtsamer geworden bin, auf die Umgebung. Und, dass ich irgendwie das Gefühl habe, ich nehme die Umgebung, also Farben, Geräusche und so weiter viel intensiver wahr.“
Weil längere Pilgerreisen zu zweit oder in der Gruppe immer mit Kompromissen verbunden sind, ist der heute 74-Jährige lieber alleine unterwegs. Herausforderung gibt es sowieso schon genug: Mal fehlt es an schattigen Plätzen zum Rasten, mal geht das Trinkwasser aus. Bereits seit 1984 lebt der gebürtige Dortmunder in Hessen. Da war es für ihn mal an der Zeit, die eigene Region besser kennenzulernen.
Werner Bach, Rentner aus Darmstadt
„Einmal lebe ich in Darmstadt – schon auch meine Vorfahren haben in Darmstadt gelebt -, das war so der erste Auslöser: Ich muss auch mal hier Hessen kennenlernen. Denn schon Goethe hat gesagt: Nur dort, wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.“
Die bisher größte Schwierigkeit auf seiner Reise rund um Hessen: Passende Unterkünfte für nur eine Nacht und ohne zu große Umwege zu finden. Heute ist es ihm gelungen. Nach einer Mütze Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück heißt es für Werner Bach wieder: rein in die Wanderschuhe und auf zur nächsten Etappe!