Wahlkampf im Digitalzeitalter

Am 12. Februar wird in Mainz ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Favoriten sind Mareike von Jungenfeld von der SPD, Manuela Matz von der CDU, Christian Viering von den Grünen und der parteilose Nino Haase. Im Wahlkampf setzen sie nicht nur auf Plakate, Infostände und Hausbesuche, sondern auch auf die sozialen Medien. Wie gut nutzen die Kandidaten das Internet ? Wir haben bei einem Politikwissenschaftler nachgefragt.

So sieht Wahlkampf auch aus: Die Kandidaten verbreiten ihre Message über Facebook, Instagram.
Social Media ist für die politische Kommunikation sehr wichtig geworden.
Simon Kruschinski, Politikwissenschaftler Universität Mainz
„Die kurzfristigen Ziele sind, dass man Menschen sehr gut zur Wahl bringen kann. Das heißt Informationen ausstreuen kann, Ereignisse kommentieren kann und dann dadurch seine eigene Position an die Wählerinnen und Wähler schnell vermitteln kann.“
Der Politikwissenschaftler Simon Kruschinski untersucht die Social Media Profile der OB-Kandidaten.
Auffällig: Die Posts von allen sind professionell gemacht.
Simon Kruschinski, Politikwissenschaftler Universität Mainz
„Wenn wir jetzt Frau von Jungenfeld anschauen, dann sehen wir eine professionelle Aufmachung mit der Farbgebung der SPD. Aber auch auf der anderen Seite Bildelemente, die sie auf der Straße ’nah bei de Leut‘ zeigen. Also ein geschickter Einsatz von authentischen Bildern und auch professionell, qualitativ hochwertigen Bildern.“
Qualität ist das eine. Wie sieht es mit der Häufigkeit aus?
Hier hat auf Facebook die CDU-Kandidatin Manuela Matz die Nase weit vorn. In den letzten drei Monaten postete sie genau so viel, wie alle anderen Kandidaten zusammen. Sie bekommt auch die meisten Likes und Shares.
Eine hohe Zahl von Followern auf Politiker-Accounts beeindruckt Kruschinski hingegen wenig. Er sieht Hinweise, dass nicht hinter allen Follower-Accounts wirkliche Menschen stecken.
Simon Kruschinski, Politikwissenschaftler Universität Mainz
„Dass wir wirklich viele Accounts haben, die inauthentisch wirken. Also wir haben bei diesen Accounts wenige andere Freunde die dahinter stecken, oder Fantasie-Namen oder wenig realistische Namen, sodass bei einem tieferen Blick die Frage gestellt werden muss: Handelt es sich um wirkliche Menschen oder um Fake-Follower?“
Diese Strategie ist bei Wahlkämpfen immer mehr verbreitet. Ebenso wie der Kauf von Anzeigen.
Dadurch werden die Posts auf Social Media Kanälen mehr Menschen angezeigt. Ein Kampf um Aufmerksamkeit.
Simon Kruschinski, Politikwissenschaftler Universität Mainz
„Wenn wir uns anschauen, wie viel Geld die Kandidierenden auf Facebook und Instagram ausgegeben haben, dann können wir sehen, dass Christian Viering hier vorne liegt. Mit 1,.500 Euro seit Oktober 2022. Aber generell muss man sagen, dass der Geldeinsatz verglichen beispielsweise mit Landtags- oder Bundestagswahlen extrem gering ist.“
Es zeigt sich: Ein OB-Wahlkampf spielt sich weniger auf Social Media ab als eine Bundestagswahl. Plakate, Infostände und Podiumsdiskussionen bleiben also weiterhin gefragt.