Waffenverbotszone im Frankfurter Bahnhofsviertel

Kann eine Waffenverbotszone eine Stadt sicherer machen? Das hofft zumindest die Stadt Frankfurt, denn die Gewalt im Bahnhofsviertel ist in den letzten Monaten geradezu explodiert. Nun ist die neue Waffenverbotszone in Kraft getreten – wir haben die Frankfurter Polizei beim Auftakt begleitet.

Mittwochabend, Punkt 20 Uhr: Ein erster Kontrollgang durchs Bahnhofsviertel. Die ersten provisorischen Hinweisschilder hängen bereits, nun geht es ans Eingemachte. Vor allem größere Gruppen werden kontrolliert, um die Gegend sicherer zu machen. In den vergangenen Jahren hat sich dort die Zahl der Straftaten und Körperverletzungen verdreifacht.
Christoph Bosecker, Polizeidirektor
„Jedes weggenommene Messer und jede weggenommene Waffe in diesem Gebiet ist gelebter Opferschutz. Das ist das eine, die Rechtsverordnung ist ein weiterer Baustein für die Sicherheit in diesem Bahnhofsgebiet.“
Neben den bereits verbotenen Schusswaffen sind nun auch Messer ab vier Zentimetern Länge untersagt. Das Verbot gilt nur nachts, um Berufsgruppen, die tagsüber mit Werkzeugen hantieren, nicht einzuschränken. Bei Verstößen drohen mindestens 500 Euro Strafe, für Wiederholungstäter bis zu 10.000 Euro. Damit hat Frankfurt bundesweit die höchsten Strafen. In der ersten Nacht können die Beamten zumindest zwei Messer sicherstellen. Die Frankfurter Bürger begrüßen die neue Verbotszone, aber es gibt auch Bedenken.
Lukas Weber, Mitarbeiter im öffentlichen Dienst
„An sich eigentlich gut, dass hier mal was passiert. Ich kenn’s vom öffentlichen Dienst, viel für die Stadt hier am Arbeiten. Dass es hier ein bisschen vorangeht, dass man sich für solche Themen interessiert, ist natürlich wichtig. Ich finde, in der Kommunikation hätte ein bisschen mehr passieren können, was da jetzt genau der Fall ist.“
Sasha Perovic, Investmentbanker
„Ich habe ein wage Hoffnung, aber ich glaub’s ehrlicherweise nicht. Das Problem ist, dass die Leute, die hier rumhängen, die hier ihre Drogen verkaufen – ob die jetzt viel mit Waffen rummachen, weiß ich nicht. Ob der Schmutz dadurch weniger wird, weiß ich nicht.“
Im Frankfurter Bahnhofsviertel treffen Rotlichtmilieu, Drogenszene und Partymeile auf engstem Raum aufeinander, eine explosive Mischung. Auch die Polizei ist sich sicher, dass es hier mit Kontrollen allein nicht getan ist.
Christoph Bosecker, Polizeidirektor
„Ich glaube, es braucht auch ein ganzheitliches Konzept, wo die Stadt mit diesem Gebiet hin will. Beispielsweise Belebung hier des umgangssprachlichen Kaisersacks zu einer Fußgängerzone. Oder auch einfach dieser Verwahrlosung, diesen Müllzuständen in diesem Gebiet Rechnung zu tragen und da für eine Verbesserung zu sorgen.“
Vorbild für die Waffenverbotszone ist Wiesbaden, dort ist die Zahl der sichergestellten Waffen seit 2019 stark rückläufig. Dafür hat die Zahl der Waffendelikte in der übrigen Landeshauptstadt um fast 30 Prozent zugenommen, das Problem könnte sich also letztlich nur verlagert haben.
Welche Auswirkungen das Verbot im Frankfurter Bahnhofsviertel künftig hat, das will die Stadt ganz genau im Auge behalten.