VW-Sparpläne sorgen für Unruhe in Baunatal
Europas größter Autohersteller Volkswagen steckt in der Krise. Vor kurzem hat der Vorstand von drohenden Werksschließungen gesprochen und die seit Jahrzehnten bestehende Jobgarantie gekündigt. Das Manager Magazin berichtet heute, dass von den rund 130.000 Stellen in Deutschland bis zu 30.000 gestrichen werden könnten. Diese Nachrichten schlugen in allen VW-Standorten wie eine Bombe ein – so auch im nordhessischen Baunatal. Boris Rhein, der hessische Ministerpräsident, schließt staatliche Hilfen für das Werk nicht aus. Die Lage ist ernst. Wie also geht es den Menschen vor Ort?
VW Werk Kassel – so heißt die zweitgrößte deutsche Fabrik von Volkswagen offiziell. Tatsächlich steht das Werk aber in der Nachbarstadt Baunatal. 17.000 VW-Mitarbeiter machen sich hier Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Durch einen missglückten Umstieg auf Elektroautos hat der Vorstand den Konzern in eine Krise gesteuert. Die Probleme des größten Arbeitgebers der Region beunruhigen wie alle Baunataler auch Hotelinhaber Marcel Werner.
Marcel Werner, Inhaber Hotel „Scirocco“
„Ich habe letzte Woche eine Betriebsversammlung einberufen, wo ich erst mal alle beruhigt habe, aber Sorgen machen wir uns alle. Man hat Existenzangst, weil, wenn es dieses zweitgrößte deutsche Werk nicht mehr gäbe, wäre das der Genickbruch für mich, dann wär ich tot. Wir schaffen es nicht durch Tourismus die Monteure aufzufangen, wir sind keine Tourismusstadt.
Sondern eine Monteursstadt. Diese buchen rund 80% aller Hotelbetten im Jahr. Baunatal ohne VW, für viele Einwohner undenkbar.
Susanne Dornemann, Verkäuferin
„Würde einiges zusammenbrechen. Weil die Mieten hier müssten bezahlt werden, Familien müssten gucken, wo sie bleiben, viele die im Sportverein sind, was hier ja sehr, sehr groß geschrieben wird, da würden viele Leute einsparen denke ich.“Nico Birkenfeld, Lagerarbeiter Zulieferbetrieb
„Zum Beispiel das Kino hier, von VW finanziert, oder in Kassel die Eissporthalle.“Reiner Dittmar, hat 44 Jahre bei VW gearbeitet
„Die werden sich einigen auf Vier-Tage-Woche, Hauptsache die Lichter gehen nicht komplett aus, das wäre schlecht für Baunatal.“
Der neue Bürgermeister, erst seit dieser Woche im Amt, hat die Antrittsgeschenke noch gar nicht ausgepackt, jetzt muss er einen Kaltstart als Krisenmanager hinlegen.
Henry Richter (parteilos), Bürgermeister Baunatal
„Das ist jetzt meine Aufgabe und ich versuche natürlich mit dem Team des gesamten Rathauses hier Lösungsmöglichkeiten zu finden. Unter anderem möchte ich eine Stabsstelle für Wirtschaft etablieren, die die gesamten Bereiche, die mit VW, ich sage mal, nicht mit Schließung, aber mit Kürzung, Veränderung, analysiert und einen Maßnahmenplan entwickelt. Weil wir müssen ja gucken, was passiert mit den Zulieferbetrieben, mit dem Hotelgewerbe, Bäcker, Metzgern, natürlich auch mit den Familien, die jetzt gerade hier ihre Existenz aufgebaut haben.“