Vorbereitung auf den Strom-Blackout

Viele Verbraucher schauen voller Sorge auf den Winter, denn die Gaspreise explodieren. Wie hoch die Gasrechnung genau ausfallen wird, das weiß heute noch keiner. Was wir wissen, im Hintergrund werden viele Fäden gezogen. So stehen beim größten deutschen Gasimporteur UNIPER die Zeichen auf Verstaatlichung. Dies befeuert natürlich die Debatte über die Gasumlage, die insolvenzbedrohte Energielieferanten unterstützen soll. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat heute erneut bekräftigt: Die Gasumlage kommt zum 1. Oktober. Ob die Umlage dann, wenn Uniper Staatsunternehmen ist, noch verfassungskonform ist, das konnte der Wirtschaftsminister heute nicht sagen. Habeck hatte ja vor drei Wochen erstmals zugegeben, dass wir nicht nur ein Gasproblem, sondern auch ein Stromproblem haben. Und so wächst in Deutschland die Angst vor Blackouts, vor langen Stromausfällen. Darauf vorbereitet sind wir in Hessen und Rheinland-Pfalz nicht. Einige Landkreise und Gemeinden nehmen die Sache nun selbst in die Hand und rüsten sich für den Notfall. Ein Notfall, der fatale Folgen haben kann.

(Telefon klingelt)
Selbst wenn sonst nichts mehr geht – dieses Telefon klingelt.
„Rot-Kreuz Rheingau-Taunus, wer ist da?“
Das Satellitentelefon ist eine neue Anschaffung des Rheingau-Taunus-Kreises. Wenn der Strom ausfällt, stellt es die Kommunikation unter den Einsatzkräften sicher. Unwetter, Cyberattacken, Energiekrise – die Gefahr eines Blackouts nimmt zu.
Christian Rossel, Kreisbrandinspektor Rheingau-Taunus-Kreis
„Wir gehen von zwei, maximal vier Stunden aus, dann wird das Handynetz zusammenbrechen, die Festnetztelefonie und das Internet wird deutlich früher, wenn nicht sogar sofort zusammenbrechen. Tankstellen, die Zapfsäulen funktionieren auch mit Strom, wir kriegen keinen Liter Sprit mehr aus der Säule. Das ist auch auf die Wasserversorgung und -entsorgung zu fokussieren. Wir haben Hochbehälter in Deutschland, die irgendwann leer gelaufen sind und durch Pumpen, elektrische Pumpen gespeist werden. Wenn kein Wasser mehr nachgefüllt werden kann in die Hochbehälter, dann kriegen wir auch kein Trinkwasser mehr zuhause.“
Die Folge: nach vier Tagen über 400 Tote im Landkreis. Das hat eine Analyse ergeben. Denn auch Einrichtungen wie Pflegeheime oder Krankenhäuser wären betroffen. In Taunusstein bereiten sich die Einsatzkräfte auf den mehrtägigen Ernstfall vor. Neben dem Satellitentelefon hat der Landkreis Notstromaggregate und mobile Tankstellen angeschafft. Damit kann die Feuerwehr sowohl ihre Fahrzeuge als auch die Generatoren mit Sprit versorgen.
Auch die Verbandsgemeinde Winnweiler in Rheinland-Pfalz hat für einen möglichen Blackout aufgerüstet. Neben Stromaggregaten und Satellitentelefonen gibt es hier auch große Heizlüfter, um den Bürgern im Ernstfall eine warme Versorgungsstelle zu bieten. Für ein paar Tage könnte Winnweiler also einen Blackout überbrücken.
Christian Füllert, Wehrleiter VG Winnweiler
„Beim Gas bin ich der Auffassung, dass wir hier im Bereich durchaus von Wochen sind, auch was die gesicherte Treibstoffversorgung und so weiter anbelangt. Beim Strom muss man ganz klar sagen, dass alles, was jenseits der 72 Stunden ist, kritisch wird.“
Deshalb sei es wichtig, dass sich die Bevölkerung auch selbst vorbereite. Ihren Alarm- und Einsatzplan hat die Verbandsgemeinde bereits seit 2018. Eine einheitliche Rahmenempfehlung hat das Land Rheinland-Pfalz erst diesen Monat herausgegeben – zu spät, findet Bürgermeister Rudolf Jacob. Außerdem sei das Papier zu unkonkret und es fehle an finanzieller Unterstützung.
Rudolf Jacob, CDU, Bürgermeister VG Winnweiler
„In vielen Bereichen ist halt die Problematik, dass tatsächlich für den kommenden Winter es fast nicht mehr möglich ist, entsprechende Strukturen aufzubauen, beziehungsweise entsprechende Gerätschaften auch zu bekommen, weil einfach die Lieferzeiten so lange sind, dass das für diesen Winter nicht mehr reicht.“
Auch der Rheingau-Taunus-Kreis wartet noch auf die bestellten Heizlüfter und weitere mobile Tankstellen.
Christian Rossel, Kreisbrandinspektor Rheingau-Taunus-Kreis
„Wir haben auf jeden Fall festgestellt, dass wir hier noch ausbaufähig sind, und da sind wir jetzt auch schon seit einigen Wochen auf Hochtouren, das nachzuholen. Zum Schluss muss man ganz ehrlich sagen, auf solch ein Szenario wird man sich niemals perfekt vorbereiten können.“
Bei einem Blackout werden enorme Schäden entstehen, so oder so. Mit guter Vorbereitung lassen sie sich aber immerhin reduzieren.