Verliert Opel an Eigenständigkeit?

Wieder einmal geht bei den Opel-Mitarbeitern im hessischen Rüsselsheim die Angst um. Was sich da die Autobosse jetzt ausgedacht haben, könnte Opel weiter schrumpfen lassen. Der Mutterkonzern Stellantis erwägt, seiner deutschen Tochter Opel die Verantwortung über das Hauptwerk in Rüsselsheim zu entziehen. Das könnte Folgen für die Arbeitnehmer und ihre Arbeitsplätze bei uns in Rüsselsheim haben.

Der Schriftzug des niederländischen Mutterkonzerns prangt schon jetzt in großen Lettern am Werk in Rüsselsheim. Bald könnte dort nur noch Stellantis anstelle von Opel stehen. Der Konzern bestätigt auf Anfrage von 1730 Sat.1 Live, zumindest zu prüfen, die Produktionsstätte aus dem Opel-Verbund herauszulösen und in eine eigenständige Gesellschaft des Mutterkonzerns umzuwandeln:
Zitat Opel / Stellantis Germany:
„So soll auch sichergestellt werden, dass alle Stellantis-Produktionsstandorte für alle Stellantis-Marken produzieren können.“
Soll heißen: In Rüsselsheim könnten bald Alfa Romeo- oder Peugeot-Modelle vom Band laufen. Bereits heute baut Rüsselsheim allerdings eine Citroen-Limousine, ohne dass das Werk aus dem Opel-Verbund herausgelöst wurde.
Ein möglicher weiterer Grund: Bis Jahresende will Opel in Rüsselsheim über 2.000 Stellen mit Vorruhestand oder Abfindungen abbauen. 500 Freiwillige fehlen aber noch. Nun geht die Angst um, Stellantis könnte bald ernst machen: Mit Kündigungen und Zwangsversetzungen.
Zudem wäre bei künftigen Verhandlungen der Rüsselsheimer Betriebsrat in einem Einzelwerk eindeutig schwächer als in einem Betriebsrat der gesamten Opel-Gruppe. Für Branchenkenner könnten aber noch weitere Ziele hinter den Stellantis-Plänen stecken.
Jürgen Pieper, Autoanalyst Bankhaus Metzler
„Es ist ungewöhnlich, dass solche Werke herausgelöst werden, muss man ganz klar sagen. Das kommt jetzt nicht jeden Tag vor. Es könnte sein, dass man sich letzten Endes für Optionen präpariert wie einen Verkauf, wenn es mal überhaupt nicht mehr laufen sollte.“
Zumal Stellantis die gleichen Pläne auch für das Opel-Werk im thüringischen Eisenach prüft und dort den Betrieb wegen Chipmangels bis Ende des Jahres eingestellt hat.
Der Betriebsrat in Rüsselsheim spricht von einer „Zerschlagung“ Opels.
Uwe Baum, Vorsitzender Opel-Gesamtbetriebsrat
„Es ist der Versuch einer Flucht aus der Mitbestimmung. Die Zerschlagung dient einzig und allein dem Ziel, die erfolgreiche Mitbestimmung in Deutschland zu schwächen.“
Für Ende Oktober hat der Betriebsrat bereits Demonstrationen angekündigt. Dem Opel-Werk in Rüsselsheim stehen wieder einmal stürmische Zeiten bevor.