Verleger und Literaturbetrieb leiden unter Corona

Es ist der erste Tag der Frankfurter Buchmesse. Die Erleichterung, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann, ist groß – und doch sind die Folgen von Corona allgegenwärtig: In den Gängen der Messehallen sind sie zu sehen und bei den Ausstellern sind sie zu spüren.

Wo sich zu anderen Zeiten die Massen durch die Hallen schoben, herrscht in diesem Jahr eher maues Treiben. Die Buchmesse hat die Zahl der Besucher auf 25.000 am Tag gedeckelt und mehr Platz in den Gängen geschaffen, um Abstände zu ermöglichen.
Die Corona-Monate hat die Buchbranche insgesamt zwar gut überstanden, doch vor allem kleine Verlage hatten es nicht immer leicht mit ihrer Arbeit.
Martin Ebbertz, Verleger und Autor aus Offenbach
„Bücher, die vorher schon erfolgreich waren, sind auch in der Zeit von Corona gut gelaufen und haben sich gut verkauft. Und was schwierig gewesen ist, ist mit Neuerscheinungen.“
Joachim Schäfer, Verleger aus Frankfurt
„Ein Problem ist natürlich – sowohl für den Verlag, aber noch mehr die Autoren -, dass die halt keine Lesungen machen können. Und die verdienen halt auch bei Lesungen nicht nur an den verkauften Büchern, sondern natürlich auch kriegen die Honorar in der Regel. Und das ist für die sehr schwer.“
Wie leben wir nach der Pandemie? Eine der beherrschenden Fragen dieser Buchmesse treibt auch die Politik um. Nicht zuletzt die Bildungspolitik, waren doch die Schulen praktisch gezwungen, sich neu zu erfinden. Das Forum „Bildung“ ist daher einer der Schwerpunkte der Messe. Heute wurde es von Hessens Kultusminister eröffnet.
Alexander Lorz, CDU, Kultusminister Hessen
„Wir werden in ein völlig neues Zeitalter eintreten, was das digitale Lehren und Lernen angeht. Langfristig brauchen wir vor allem Lehr- und Lernmaterial. Das können auch Kultusministerien oder Lehrkräfteakademien nicht im Alleingang erstellen, sondern da brauchen wir wie vorher bei den Schulbücherneben die Unterstützung von gang ganz vielen Medienanbietern, die uns mit innovativen Ideen und Materialien versorgen.“
Auch wenn man es beim Gang über die Messe kaum glauben mag, ein Problem trifft die Verlagsbrache in diesen Wochen besonders hart: Es fehlt an Papier, um die Bücher überhaupt zu drucken.
Nadja Kneissler, Verlagsleiterin
„Es fehlt auch Altpapier. Also alles, was Richtung Recyclingpapier geht, ist schwierig und es ist auch so, dass ein ganzer Teil oder zumindest manche große Papierproduzenten ihre Produktion verändert haben. Die haben von der Herstellung grafischer Papiere – das sind die Papiere, die wir benötigen zum Drucken – umgestellt auf Verpackungsmaterialien.“
Der boomende Versandhandel hat also auch hier Folgen.
Ganz viel gedrucktes Papier ist noch bis zum Sonntag in den Frankfurter Messehallen zu sehen.