Verheerende Brandserie in Lollar
Eine Brandserie raubt seit September einer Familie im mittelhessischen Lollar auf ihrem Hof den Schlaf. Dreimal innerhalb weniger Tage brennen große Mengen Stroh. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung, fahndet nach möglichen Tätern. Die Familie ersetzt landwirtschaftliches Gerät, bessert Schäden aus. Doch im Januar wird sie erneut Opfer zweier Brände. Der letzte mit einem verheerenden Ausmaß.
Es sind Bilder wie aus einem Film. Die große Lagerhalle auf dem Bauernhof von Familie Schnepp, in der teure Geräte und Maschinen lagern, steht lichterloh in Flammen. Die Rauchsäule ist kilometerweit zu sehen. Es ist der fünfte Brand innerhalb von sechs Monaten, dieser trifft die Familie am schlimmsten. Der Schaden: über 2 Millionen Euro.
Martin Schnepp, Landwirt
„Man ist halt ohnmächtig. Ja, also man kann sich gegen diesen Angreifer einfach nicht effizient erwehren. Das ist das große Problem dabei und damit muss man leben.“
Rund 200 Feuerwehrleute sind an diesem Tag im Einsatz, auch das Technische Hilfswerk und Anwohner eilen zur Hilfe. Niklas Schnepp reagiert schnell und fährt noch während des Brandes einen Traktor durch ein geschlossenes Tor.
Niklas Schnepp, Landwirt
„Ja, da hat man einen Tunnelblick und probiert quasi das, was zu retten ist, noch irgendwie zu retten. Und da denkt man an sich selber in dem Moment eigentlich nicht dran.“
An Zufälle glaubt hier schon lange niemand mehr. Ende Januar wird ein 21-Jähriger wegen Verdacht auf Brandstiftung festgenommen. Der junge Mann wird mangels vorliegender Haftgründe wieder freigelassen.
Martin Schnepp, Landwirt
„Man ist da in ständiger Alarmbereitschaft. Gestern Abend fuhr die Feuerwehr für einen Einsatz auf der Straße und dann hört man das Tatütata und dann ist man schon gleich in heller Aufregung.“
Auf dem Hof leben einige Tiere, der Schwerpunkt aber liegt auf Grünland und Getreidebau. Wegen des Brandes fehlen jetzt für die Ernte im Sommer Maschinen und ein Lagerplatz. Die Not der Familie löst in der Kleinstadt eine Welle der Solidarität aus. Auch der Bürgermeister ist bestürzt. Der Hof sei eine wichtige Institution der Stadt.
Jan-Erik Dort (parteilos), Bürgermeister von Lollar
„Weil auf diesem Hof eigentlich auch immer Leute erwünscht waren, also es gibt ja Höfe da soll keiner drauf und hier war es nie so. Im Herbst gibt es hier einen Verkauf in einem kleinen Kürbiszelt und solche Sachen. Es wurde auch nie komisch geguckt, wenn man hier mit den Kindern mal langgegangen ist. Von daher ist das natürlich ein Verlust, weil natürlich jetzt immer schon mal ein Generalverdacht da ist, wenn man hier auf den Hof geht und nicht dazugehört.“
Eine Aktion hat sich die ansässige Metzgerei Krämer ausgedacht. Wer im Laden einen Fleischwurst-Spenden-Ring kauft, unterstützt die Familie Schnepp mit 10 Euro. Die Leute kaufen fleißig, die Hilfsbereitschaft im Ort ist groß.
Martin Schnepp, Landwirt
„Diese unglaubliche Unterstützung ist für uns der Antrieb, der uns die Kraft gibt auch wirklich weiterzumachen und zu sagen: ‚Ja wir nehmen diese Herausforderung an‘. Wir tun alles dafür, diesen Betrieb wieder aufzubauen, letztlich ist der ein Teil von Lollar.“