Verband der Wohnungswirtschaft in Sorge um angespannte Wohnungsmärkte

Obwohl dringend Wohnungen gebraucht werden, war die Zahl der Bauanträge 2024 landesweit im Sinkflug, 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Branchenverband der Wohnungswirtschaft in Hessen fordert eine Trendwende – und nimmt dabei vor allem die Landesregierung in die Pflicht.

Baustellen über Baustellen. In Hessen wird gebaut. Und dennoch: Es fehlen zehntausende Wohnungen. Die Probleme der Branche sind seit längerem bekannt. Stark gestiegene Zinsen und Baukosten, zu wenig Fachkräfte. Doch der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft nimmt auch die Landesregierung in die Pflicht. Er fordert eine Bauoffensive in drei Schritten.
Axel Tausendpfund, Vorstand VdW Südwest
„Die sinnvollsten Maßnahmen sind erstens: Bürokratie und Vorschriften runter. Zweitens: Beschleunigung aller Verfahren. Und drittens: ein Zinssenkungsprogramm, um die hohen Baukosten in den Griff zu bekommen.“
Die schwarz-rote Landesregierung hat im ersten Jahr ihres Bestehens mehrere Maßnahmen beschlossen, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Das sogenannte Hessengeld, ein Zuschuss beim Kauf des ersten Hauses, soll Familien entlasten. Erst vergangene Woche präsentierte Wohnungsbauminister Kaweh Mansoori ein Gesetz, mit dem er gegen den spekulativen Leerstand von Wohnungen vorgehen will. Aus Sicht des Verbandes zu viel Symbolpolitik, die nicht für Entlastung sorge. Wichtiger sei, dass Fördermittel schneller bewilligt werden.
Axel Tausendpfund, Vorstand VdW Südwest
„Das Problem ist, dass die Wohnungsunternehmen der sozialorientierten Wohnungswirtschaft im Laufe des Jahres 2024 Gelder beantragt haben beim Ministerium, beim Wirtschaftsministerium, damit sie bezahlbare Mietwohnungen bauen können. Und wir haben bis heute noch keine Nachricht darüber, welche von diesen Mitteln bewilligt werden und welche nicht, obwohl schon teilweise im Januar, im Februar 2024 beantragt worden ist. Und das ist ein ganz schlechtes Signal für uns in der Wohnungswirtschaft. Denn wir brauchen Planungssicherheit, wir brauchen Investitionssicherheit, damit wir loslegen können mit dem Bauen.“
Das hessische Wirtschaftsministerium verweist auf die hohe Nachfrage nach Fördermitteln und dadurch lange Bearbeitungszeiten. Die zuständige Förderbank rechne aber künftig mit schnelleren Prozessen. Der Wohnungsverband warnt: Ohne spürbare Maßnahmen werde die Schere zwischen gebauten Wohnungen und dem Bedarf weiter auseinandergehen. Eine Hängepartie, die sich die Politik auf Landes- und Bundesebene nicht weiter leisten könne.