Unwetter bei Kassel – Innenminister besucht Betroffene
Das war kein einfaches Unwetter, was die Menschen in Nordhessen bei Kassel Ende letzter Woche erleben mussten. Starkregen und Hochwasser hatten in der Nacht auf Freitag Bäume umgerissen, Keller volllaufen lassen und Autos weggespült. Auch heute sind noch lange nicht alle Schäden beseitigt, zumal es am Wochenende weiter geregnet hat. Am schlimmsten ist die Verwüstung im kleinen Städtchen Trendelburg.
Zerstörung, wo einmal Idylle war. Manuel Hanf hat sein Haus in Trendelburg-Gottsbüren direkt am Fuldebach. Im Ortskern, genau da, wo das Wasser am Freitag seinen Höchststand erreicht hat.
Manuel Hanf, Anwohner in Trendelburg-Gottsbüren
„Wir haben das Haus leer unten. Da war eine Wohnung drin, da haben meine Eltern gewohnt. Die haben nichts mehr außer das, was sie am Laibe tragen. Wir hatten vier Autos, jetzt haben wir gar keins mehr. Das letzte Auto ist gefunden worden 3 Kilometer außerhalb von Gottsbüren. Hier hinter uns stand ein Briefkasten und ein Straßenschild und da sind Betonbrocken und Autos gegengeschossen.“
60 Häuser sind im 700-Einwohner-Stadtteil Gottsbüren vom Hochwasser beschädigt. Und:
Manuel Zeich, parteilos, Bürgermeister Trendelburg
„Wir haben viele Stellen, wo wir Straßen grundlegend neu erfassen müssen, neu aufbauen müssen. Kanäle werden neu gemacht werden müssen, Einlassbauwerke, aber auch an der Verrohrung des Bachlaufes an sich wird es in den nächsten Wochen noch massive Arbeiten geben. Was heißt Wochen, wahrscheinlich wird es Monate, wenn nicht auch Jahre noch dauern.“
In der Nacht auf Freitag hatte Starkregen hier zu massiven Überschwemmungen geführt. Zeitweise waren alle Zufahrtswege nach Gottsbüren blockiert, Strom- und Telefonnetz waren zwischenzeitlich ausgefallen.
Wegen eines defekten Transformators ist noch heute der halbe Ort ohne Strom. Die Reparaturen werden Tage dauern.
Die Stadt hat ein Spendenkonto eingerichtet und koordiniert Hilfsaktionen.
Manuel Zeich (parteilos), Bürgermeister Trendelburg
„Wir haben einen Shuttleservice eingerichtet, um die Großfahrzeuge in der Ortslage auch arbeiten lassen zu können und gerade heute, wo die ganzen Großraumcontainer wieder befüllt und abgefahren werden, ist es massiv wichtig, dass natürlich nicht durch Privat-PKW die geschaffenen Freiräume zugeparkt werden.“
Neben Trendelburg sind im Landkreis Kassel außerdem die Gemeinden Wesertal, Reinhardshagen, Bad Karlshafen und die Kleinstadt Hofgeismar betroffen.
In der Kreisklinik in Hofgeismar ist wegen der Unwetterschäden aktuell kein Regelbetrieb möglich. Weil Wasser in die Lüftungsanlagen eingedrungen ist, die unter anderem die Operationssäle versorgen, können hier in den nächsten zwei Wochen keine Operationen stattfinden.
Ebenfalls in Hofgeismar bleibt der Tierpark Sababurg auf unbestimmte Zeit geschlossen. Tiere wurden nicht verletzt, aber die Gehege sind zum Teil stark verwüstet. Auch hier ist ein Spendenkonto eingerichtet.
Der hessische Innenminister Roman Poseck informiert sich heute in Gottsbüren über das Ausmaß der Schäden. Das Land berate Kommunen zu Hochwasser-Schutzmaßnahmen und fördere diese finanziell. Aber:
Roman Poseck (CDU), Innenminister Hessen
„Wenn man hier durch den Ort geht und sich die Folgen anschaut, dann wird auch eins deutlich: Die Natur hat eine enorme Kraft. Das Wasser hat eine enorme Kraft und wenn es dann zu so extremen Starkregenereignissen kommt – wie wir es hier erlebt haben – mit 170 Litern, dann kann man natürlich versuchen, Vorsorge zu betreiben, aber am Ende wird man auch nicht alles damit verhindern können.“
Roman Poseck stellt außerdem schnelle und unbürokratische Unterstützung in Aussicht. Finanzielle Soforthilfen und Zuschüsse für Reparaturen könnten über den jeweiligen Landkreis beantragt und dann vom Innenministerium gewährt werden.
Auf welche Summe sich die Schäden belaufen, kann heute noch niemand absehen.
Täglich kommen bis zu 150 freiwillige Helfer nach Gottsbüren. Auch bei Manuel Hanf haben sie angepackt.
Manuel Hanf, Anwohner in Trendelburg-Gottsbüren
„Das ist ganz toll und da bednake ich mich auch bei jedem. Ohne die Hilfe gestern wären wir noch nicht so weit.“