Unternehmertag der LVU

Der wichtigste Wirtschaftsverband von Rheinland-Pfalz hat seit gestern einen neuen Chef: Johannes Heger ist der neue Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände, der die Interessen von fast 100.000 Betrieben vertritt. Bevor wir ihn gleich bei uns im Interview haben, werfen wir einen Blick auf die schwierigen Zeiten, in denen der neue LVU-Chef übernimmt – und erfahren, was seiner Ansicht nach in der rheinland-pfälzischen Politik verkehrt läuft.

 

Es gab schon angenehmere Zeiten, um einen großen Unternehmerverband zu führen, dessen ist sich Johannes Heger bewusst. Als Geschäftsführer einer Gießerei mit Elektroschmelzbetrieb in Enkenbach-Alsenborn spürt der neue LVU-Präsident unmittelbar, wie die Energiekosten seit Beginn des Ukraine-Kriegs explodiert sind. Zusätzlich kämpfen Unternehmer wie er mit gestiegenen Rohstoffpreisen und der Frage, was passiert, wenn nicht mehr genug Gas für alle verfügbar ist, die es brauchen.
Über Themen wie diese haben sich die rheinland-pfälzischen Unternehmer gestern Abend mit Spitzenpolitikern des Landes beim Unternehmertag der LVU ausgetauscht. Ehrengast Rainer Dulger, Präsident der Arbeitgeberverbände, stellt Politik und Wirtschaft auf herausfordernde Jahre ein.
Rainer Dulger, Präsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: „Die Wirtschaft hat jetzt viele Belastungen wegzustecken und deswegen brauchen wir erst einmal nicht noch mehr Belastungen durch die Politik. Wir brauchen jetzt ein Belastungsmoratorium für die Wirtschaft. Keine Beitragserhöhungen, keine Steuererhöhungen, die jetzt sowohl unsere Beschäftigten als auch unsere Unternehmen noch zusätzlich belasten würden. Wir müssen den Blick jetzt erst einmal nach vorne richten und zusehen, dass wir bei Kräften bleiben und dann auch wieder zu Kräften kommen.“
Deutliche Kritik gibt’s vom neuen LVU-Chef am rheinland-pfälzischen Parlament. Der Landtag hangele sich, Zitat, „scheuklappenartig von Gedenktag zu Gedenktag“. Es gäbe dringendere Debattenthemen als die Privilegien von Altkanzler Gerhard Schröder, so Heger. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wollte diesen Vorwurf so jedoch nicht stehen lassen.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz: „Ich glaube, dass wir als Landesregierung sehr wohl im Bewusstsein haben, was für die Unternehmerschaft in unserem Land wichtig ist, aber für die Gesellschaft insgesamt. Dazu gehört natürlich das Thema Energie, der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Infrastruktur, das Digitale. Aber da haben wir wirklich auch große, große Fortschritte gemacht. Und das bleibt jetzt auch unsere Aufgabe, gemeinsam mit dem Bund mehr Tempo im Ausbau zu machen.“
Von der Landesregierung fordert Johannes Heger eine Energiebedarfsanalyse. Wegen der vielen Krisen müsse sich die Politik stärker mit Wirtschaftshemen wie der Fachkräftegewinnung beschäftigen und in den Schulen mehr Interesse an der Wirtschaft wecken. Zudem solle beim Ausbau der Infrastruktur geprüft werden, ob damit gleichzeitig andere Projekte wie der Netzausbau vorangetrieben werden können. Ein ganzes Bündel an Forderungen, das helfen soll, dass die rheinland-pfälzische Wirtschaft sich nach Corona, Lieferproblemen, Flutkatastrophe und Ukraine-Krieg wieder weiterdreht.