Unklare Zukunft bei VW-Werk in Baunatal
Für die 15.500 Beschäftigten des Volkswagen-Werks in Baunatal begann die Woche mit einem Schock! Der Konzern will noch mehr sparen als im vergangenen Jahr festgelegt. Damit seien Werks-Schließungen nicht mehr ausgeschlossen und auch die Beschäftigungssicherung soll aufgekündigt werden. Diese hatte in Baunatal drei Jahrzehnte lang für Sicherheit vor betriebsbedingten Kündigungen gesorgt.
Zukunftsängste, Wut und Ungewissheit – auch die Beschäftigten des VW-Werks in Baunatal sind besorgt. Das 2023 beschlosse, massive Sparprogramm – es reicht nicht aus. Weitere Einsparungen müssen also her, wie der Volkswagenvorstand nach einem Führungskräftetreffen in Wolfsburg gestern verkündete. Die Autoindustrie befinde sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage, so VW-Chef Oliver Blume.
Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender Volkswagen AG
„Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, neue Anbieter drängen nach Europa. Dazu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt. In diesem Umfeld müssen wir […] jetzt konsequent agieren.“
Damit wackelt in Baunatal die Jobgarantie der Stammbelegschaft, die seit 30 Jahren Bestand hat. Betriebsratschef Carsten Büchling kritisiert die Ankündigungen des Vorstandes scharf.
Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender
„Der Schock für uns und für die Belegschaftsvertreter und für die Beschäftigten insgesamt ist groß, weil wir damit nicht gerechnet haben und weil es ja um einen ganz besonderen Tarifvertrag geht, der insbesondere für das Werk Kassel in Baunatal eine große Rolle spielt. Denn wir wissen, dass Belegschaften, die besonders betroffen sind von der Transformation in der Autoindustrie, dass die besonderen Schutz und besondere Sicherheit brauchen, damit so eine Transformation gut gelingen kann.“
Das VW-Werk in Baunatal befindet sich im Transformationsprozess in Richtung E-Mobilität, hier werden neben der auslaufenden Fertigung von Abgasanlagen auch Getriebe und E-Getriebe gefertigt.
Neben den zehn Milliarden Euro an Einsparungen, die laut Sparprogramm bis 2026 geplant waren, sollen nochmal 4 Milliarden Euro zusätzlich eingespart werden.
Jürgen Pieper, Autoanalyst
„Zunächst mal ist es eine Ankündigung des Vorstandes, der seinerseits ziemlich unter Druck steht. Man muss sich vergegenwertigen, dass Herr Blume jetzt seit zwei Jahren Konzernchef ist und eigentlich noch nicht allzuviel bewegt hat. Das heißt der Druck, auch auf das Management, der nimmt enorm zu, endlich mal was Positives zu liefern. Das ist noch nicht in Stein gemeiselt, dass es wirklich so kommen wird. Es ist erstmal eine Bedrohung für die Mitarbeiter, um aber auch zu sagen: Wir müssen auf jeden Fall jetzt viel unternehmen.“
Die Umsetzung könne deutlich milder ausfallen als die Ankündigung, so Jürgen Pieper. Mit dramatischem Personalabbau und Werksschließungen rechnet der Experte daher nicht. Das hofft auch der Betriebsrat des größten Arbeitgebers in Nordhessen.
Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender
„Es muss sofort wieder Schluss sein mit der Verunsicherung der Belegschaft. Die Belegschaften tragen keinerlei Verantwortung dafür, dass die Strategie des Vorstandes vor Jahren bereits falsch eingeschlagen wurde, falsche Modellpolitik betrieben wurde.“