Unis müssen Energie sparen

Seit einer Woche läuft nun das neue Semester an den Universitäten in Rheinland-Pfalz und Hessen. Man könnte von einem sogenannten Kaltstart sprechen, denn auch an den Hochschulen muss Energie gespart werden. Die Räume werden deshalb nur auf 19 Grad geheizt. Zusätzlich sollen Licht und Drucker ausgeschaltet werden, PCs nicht im Standby-Modus laufen. Doch all das wird wohl nicht reichen. Ein Hilfeschrei aus der Lehre.

Während die einen lernen, machen die anderen erst einmal ein Warm-Up. Zusammengestellt von der Abteilung Hochschulsport der Justus-Liebig-Universität Gießen – wenn es im Vorlesungssaal in diesem Semester kalt wird.
Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident Justus-Liebig-Universität Gießen
„Wir rechnen in diesem Jahr mit 10 Millionen Euro Energiemehrkosten im Vergleich zu 2021. Und im kommenden Haushaltsjahr im Moment mit 35 Millionen Euro an Energiemehrkosten im Vergleich zu 2021. Man sieht also, das sind gewaltige Summen bei einer Universität mit 500 Millionen Euro Gesamtumsatz.“
Für 2022 wäre das eine Kostensteigerung um 30 Prozent. Deshalb finden in diesem Semester die Veranstaltungen hauptsächlich von Montag bis Donnerstag statt. So kann die Universität in Gießen die meisten Räume bereits ab Freitag in den Wochenendmodus schicken – und dadurch weniger Gas und Strom verbrauchen.
Das funktioniert in Koblenz nicht. Die rheinland-pfälzische Landesregierung verlangt pro Hochschule eine Energieeinsparung um 15 Prozent. Die Lösung hier: zurück in die Online-Lehre im Dezember.
Die Studierenden in Koblenz finden das nicht gut.
Christian Neumann, Student
„Der Prof sieht einem an, wenn man ihm nicht folgen kann. Online rattert der einfach sein Skript durch. Aber hier in Präsenz sieht er dann halt, dass er in 50 leere Gesichter starrt.“
Johanna Klöckner, Studentin
„Ich find das leider gar nicht gut. Beziehungsweise ich verstehe es nicht, weil so heizt ja jeder für sich zu Hause.“
André Schüller, Student
„Dadurch müssen wir dann eben die Kosten tragen und haben dann eben noch ein erschwertes Studium.“
Hochschulpräsident Karl Stoffel kennt das Problem.
Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident Hochschule Koblenz
„Wir sind gerade dabei, ein Energienothilfefond aufzusetzen, dass eben Personen, die in finanzielle Schwierigkeiten kommen durch diese rasant gestiegenen Energiekosten der letzten Monate, dass die dort eben einen Antrag einreichen können.“
Zurück in die Online-Lehre – das ist in Mainz, der größten Universität in Rheinland-Pfalz, keine Option.
Dr. Waltraud Kreutz-Gers, Kanzlerin Johannes Gutenberg-Universität Mainz
„Wir haben im Übrigen auch festgestellt, dass uns die Einschränkung der Präsenzlehre energiemäßig nicht viel bringt im Verbrauch.“
Denn in den großen Forschungslaboren ist der Verbrauch stetig hoch – ob die Hörsäle voll sind oder nicht. Stattdessen gibt es in den Toilettenräumen nur kaltes Wasser, Hochleistungsrechner werden weniger benutzt und die Öffnungszeiten der Bibliotheken eingeschränkt. Ob das reichen wird?
Dr. Waltraud Kreutz-Gers, Kanzlerin Johannes Gutenberg-Universität Mainz
„Wir müssen sehen, wie sich die Preisentwicklung ergibt. Wir werden ein Defizit machen. Nun muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, an Defizite insoweit sind wir ein bisschen gewöhnt und wir kompensieren schon über den Personalhaushalt einen Teil der gestiegenen Sachmittel, der gestiegenen Energiekosten.“
Die Hochschulen hoffen auf weitere finanzielle Unterstützung von den Landesregierungen. Wie hoch die am Ende wirklich sein wird – das wird noch diskutiert.
Und so heißt es weiterhin: aufwärmen vor dem Lernen.