UKMG Gießen setzt positiv getestete Mitarbeiter ein

Die Corona-Sommerwelle ist voll da. Zwar steigt die Belegung der Intensivbetten nur sehr langsam, die Personallage in den Kliniken ist aber teilweise dramatisch. Jetzt sorgt ein Corona-Erlass mal wieder für Wirbel: Klinikpersonal darf trotz Corona-Infektion arbeiten kommen. Nicht nur Patienten runzeln die Stirn.

Trotz frischer Corona-Ansteckung einfach weiter in einem hochsensiblen Bereich wie einem Krankenhaus arbeiten? In den vergangenen zweieinhalb Pandemie-Jahren unvorstellbar, doch ein Erlass der hessischen Landesregierung macht genau das möglich, wenn an einer Klinik so viel Personal ausfällt, dass die Patientenversorgung gefährdet ist. Ohne diese Möglichkeit müssten bald ganze Krankenhausbereiche schließen, sagt der Klinikverbund Hessen.
Reinhard Schaffert, Geschäftsführer Klinikverbund Hessen
„Das kann Stationsschließungen betreffen oder Bettenschließung, dass bestimmte Leistungen nicht mehr erbracht werden können. Das kann auch die Notaufnahmen betreffen, dass sich Notaufnahmen häufiger abmelden von der Versorgung und dann Patienten weitertransportiert werden müssen, bis eine freie Notaufnahme gefunden wird.“
An der Uniklinik Gießen, an der zurzeit auch knapp 50 Corona-Patienten liegen, fallen bis zu 100 Mitarbeiter aus. Die kritische Versorgungslage ist erreicht. Nun will die Klinik ihre Angestellten weiterarbeiten lassen, selbst wenn sie positiv auf Corona getestet wurden.
Prof. Dr. Werner Seeger,  Ärztlicher Geschäftsführer Uniklinikum Gießen
„Unser Ziel ist es, mit Hilfe dieser Maßnahme die Patientenversorgung am Gießener Uniklinikum, welches zentrale Bedeutung für die gesamte mittelhessische Region besitzt,  bestmöglich aufrecht zu erhalten.“
Die betroffenen Mitarbeiter müssen dauerhaft eine FFP2-Maske tragen und sollen selbst einschätzen, ob sie symptomfrei sind. Laut einem internen Newsletter von heute sollen sie zudem erst mit einem negativen Test wieder Patientenkontakt haben. Die Belegschaft sieht diesen Schritt dennoch kritisch.
Marcel Ewanyk, Betriebsrat Universitätsklinik Gießen
„Was machen denn die Kollegen, die dann in dem Fall gezwungen wären, mit jemandem, der positiv ist, zusammenzuarbeiten? Auch die haben dazu eine Meinung. Die haben natürlich Angst davor. Seit zwei Jahren versucht man alles, um nicht positiv zu werden, und auf einmal muss man diesen Schritt hinnehmen – das wollen sie nicht.“
Kommenden Dienstag und Mittwoch wollen die Klinik-Beschäftigten wie bereits vor einem Monat wegen der Personalsituation streiken. Dann ist die medizinische Versorgung in Gießen noch deutlicher eingeschränkt.