Trier: Kultur unter Tage

Trier hat eine Menge zu bieten: die Porta Nigra, die Kaiserthermen, die Basilika, Karl-Marx-Haus und so weiter. Doch das ist längst nicht alles. Hier gibt es unter der Oberfläche auch einzigartige Kellergewölbe, Tunnel und Steingemäuer. Heute beginnen die Trierer Unterwelten, eine Event-Reihe, mit zahlreichen ganz unterschiedlichen kulturellen Leckerbissen. Taschenlampe raus – es wird dunkel!

So sieht es aus – sechseinhalb Meter unter der Erde.
Jens Baumeister, Kunsthistoriker und Weindozent
„Also, wir sind in der staatlichen Weinbaudomäne, im ehemaligen Zentralkeller, der heute inaktiv ist, der steht seit etwa zehn Jahren leer. Dementsprechend ist alles ein bisschen runtergekommen. Die Fässer sind leer, natürlich ausgetrocknet.“
Einst lagerten hier 1.000 Fässer Moselwein. Was sich wie ein Paradies für Liebhaber des Rebensaftes anhört, wurde aber aus der Not geboren.
Jens Baumeister, Kunsthistoriker und Weindozent
„Wir haben im 19. Jahrhundert eine große Weinbaukrise an der Mosel. Wir haben also bis in die 1850er Jahre hinein eine unglaubliche Krisenzeit. Das heißt, die Winzer haben quasi nix zu beißen, verlassen in Scharen die Region, wandern aus in die USA, nach Brasilien und nach Algerien. Und jetzt hat man Lösungsvorschläge gesucht. Und einer dieser Vorschläge war, dass man staatliche Mustergüter gründet.“
Vor zehn Jahren wurde der Keller aufgegeben. Was der schaurigen Atmosphäre natürlich nicht schadet.
Joya Ghosh, Schauspielerin, liest
„In Augusta Treverorum, dem heutigen Trier, setzte der römische Kaiser einen Statthalter ein, um an seiner Stelle zu regieren. Im ausgehenden dritten Jahrhundert nach Christus war dieser Statthalter ein gewisser Mann namens Rictius Varus – oder auch Rictio Var genannt. Ein grausamer, blutrünstiger Mann.“
Hörenswert sind auf jeden Fall die Gruselgeschichten im Keller der Bischöflichen Weingüter.
Joya Ghosh, Schauspielerin
„Das alte Trier. Es ist das, was da war, bevor alles, was oben drüber ist, entstanden ist. Das sah ja alles anders aus. Du hast im Prinzip dieses richtig alte Gemäuer und diese Seelen, die hier rumschwirren, die spürt man, die spürt man tatsächlich. Wir unterstützen das durch unsere Musik und unseren Text, aber selbst wenn du nur hier sitzen würdest, spürst du diesen Geist aus über 1.000 Jahren Geschichte.“
Und auch der älteste Weinkeller Deutschlands wird zur Bühne: Die Vereinigten Hospiztien. Erbaut im römischen Trier.
Hier führt das Parnass-Ensemble aus Trier einige Szenen aus berühmten Shakespeare-Werken auf.
Ausschnitt – Claudia Dylla, Schauspielerin
„…so ist ein gut Theaterstück zwei Stunden unserer Lebenszeit, doch gleichermaßen süßer Ausflug und ein Blick in die Unsterblichkeit.“
Die Trierer Unterwelten laufen bis Ende November. So haben sie die Stadt bestimmt noch nicht gesehen und gehört.