Tiny Houses für das Ahrtal

Neben der politischen Aufarbeitung gehen natürlich auch die Wiederaufbauarbeiten im Ahrtal weiter. Viele von der Flut Betroffene kamen anfangs in Behelfsunterkünften oder bei Famile, Freunden oder Bekannten unter. Doch viele sehnen sich wieder nach einem eigenen Dach über dem Kopf und in das können jetzt immer mehr Menschen einziehen. Nämlich in extra bereitgestellte kleine Häuser, sogenannte Tiny Houses.

Martha Weiberg hat in der Flutnacht fast alles verloren. Seitdem lebt die 66-Jährige mit Tochter, Sohn und zwei Enkelkindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Sie sehnt sich wieder nach einem eigenen Zuhause.
Martha Weiberg
„Wenigstens eine Überbrückung, dass ich irgendwo hin kann und nicht immer bei meiner Tochter wohnen kann. Weil ich möchte mein eigenes Reich haben, meine eigene Wohnung haben. Und mich selber bewegen können, mein Sohn und ich.“
Bald schon kann Martha Weiberg in ein Tiny House einziehen, ausgestattet mit Küche, Bad, Schlafzimmer, Internet und Wohnraum für bis zu fünf Personen. An mehreren Orten im Ahrtal entstehen gerade solche Wohnsiedlungen wie hier in Sinzig. Finanziert werden sie unter anderem von der „Aktion Deutschland hilft“, die seit der Flut rund 270 Millionen Euro an Spenden erhalten hat.
Manuela Roßbach, Vorstand „Aktion Deutschland hilft“
„Ich finde, es ist eine schöne Art der Anordnung. Es gibt noch eine kleine Terrasse, das heißt, wenn Sommer kommt, kann man sich auch mal nach draußen setzen mit seinem Tisch. Und ich glaube, die Leute können hier überbrücken.“
Bis zu drei Jahre sollen die Tiny Houses den Flutopfern ein Zuhause auf rund 35 Quadratmetern geben. Anschließend sollen sie verkauft und die Erlöse dann wieder für die Fluthilfe eingesetzt werden. Die Häuser verschaffen Zeit beim Projekt Wiederaufbau, sagt Sozialminister Alexander Schweitzer bei der Übergabe der Sinziger Tiny-House-Siedlung.
Alexander Schweitzer, SPD, Sozialminister Rheinland-Pfalz „Realistischerweise ist es: Es wird alles auch noch eine Weile dauern, bis tatsächlich die Aufbauarbeiten komplett abgeschlossen sind. Und wir werden auf Jahre hinweg auch mit dem Kapitel ‚Flutnacht und Flutregion‘ in Rheinland-Pfalz zu tun haben.“
Martha Weiberg hat schon einmal einen Blick in ihr künftiges Zuhause geworfen und ist zufrieden.
Martha Weiberg
„Ich bin bisschen ruhiger jetzt geworden, wo ich weiß, dass ich eins von den Häusern kriege. Für mich und meinen Sohn reichen die vollkommen. Wir brauchen keinen großen Raum.“
Voraussichtlich Anfang 2022 sind die Tiny Houses in Sinzig bezugsfertig. Dann hat Martha Weiberg wieder ihr eigenes kleines Reich.