Telemedizin-Projekt der Uniklinik Mainz: Parkinson-Therapie im heimischen Wohnzimmer

Die Parkinson-Krankheit ist eine schwere neurologische Erkrankung. Für Betroffene beginnt die Leidensgeschichte oft mit dem Zittern von Händen und Beinen, später fällt jede Bewegung, ja sogar sprechen und schlucken schwer. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsformen. Die Universitätsmedizin Mainz bietet ihren Patienten nun eine Telemedizin-Therapie, die deutschlandweit führend ist. Wie das funktioniert, haben wir uns im Eifeldorf Ochtendung angeschaut.

Mit ruhigem Händchen Lippenstift auftragen war für Monika Rudow lange alles andere als selbstverständlich. Vor 14 Jahren erkrankt sie an Parkinson. Die Krankheit hat ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Monika Rudow, ist an Parkinson erkrankt
„Sie stehen dann irgendwo und wollen gehen, aber der Schritt will nicht. Sie können nicht, sie können nicht gehen. Sie bleiben einfach stehen. Das Gehirn schaltet dann aus, das macht nicht, was Sie wollen. Das ist unbeschreiblich, das muss man erleben, das kann man nicht erklären.“
Abhilfe schafft dieses kleine Gerät: ein Hirnschrittmacher. Vor fünf Jahren entscheidet sich Monika Rudow für die Operation, bei der Elektroden im Gehirn platziert und durch ein Kabel mit dem Impulsgeber in der Brust verbunden werden.
Nach drei Wochen Krankenhaus und sechs Wochen Reha ist sie quasi ein neuer Mensch.
Monika Rudow, ist an Parkinson erkrankt
„Keine Probleme, keine Beschwerden. Mir geht es gut, ich kann alles wieder machen, kann am Leben wieder voll teilnehmen.“
Heinz Rudow, Ehemann von Monika
„Das war eine klasse Sache. Dass man durch so zwei Elektroden gewisse Sachen im Körper einfach steuern kann.“
Der Schrittmacher stimuliert das Gehirn der 61-Jährigen durch elektrische Impulse. Die Stärke der Impulse muss regelmäßig kontrolliert und angepasst werden.
Bisher hieß das für die Rudows über 100 Kilometer aus der Eifel in die Universitätsmedizin nach Mainz fahren und wieder zurück.
Heinz Rudow, Ehemann von Monika
„Bis Sie wieder zuhause sind, es ist irgendwie der ganze Tag dahin.“
Seit kurzem kommt der Experte jetzt in Monika Rudows Wohnzimmer – per Videochat.
Prof. Sergiu Groppa, Neurologe Unimedizin Mainz, im Videochat
„Und wieder die Pinzette mit der rechten Hand. Und mit der linken Hand nochmal die Pinzette. Jawoll.“
Bei Bedarf kann der Arzt sogar die Einstellung des Hirnschrittmachers per Fernsteuerung verändern.
Monika Rudow, ist an Parkinson erkrankt
„Das ist so ein kleines Kribbeln, so ein Kitzeln. Man merkt, das ist eine kleine, wie soll ich sagen, wie eine kleine Stromzugabe. Wenn Ameisen über die Hand laufen würden, wäre das unangenehmer, würde ich sagen.“
Die Universitätsmedizin Mainz ist eine von wenigen Kliniken deutschlandweit, die die Ferntherapie für Hirnschrittmacher-Patienten anbietet. Mittelfristig hält Sergiu Groppa eine Ausweitung auch auf niedergelassene Ärzte für denkbar.
Prof. Sergiu Groppa, Neurologe Unimedizin Mainz
„Es ist nur wichtig, dass die technologischen Voraussetzungen gegeben sind und die bleiben meist eher bei den größeren Zentren oder bei Schwerpunktpraxen, die genau die Behandlung dann mit der Zeit übernehmen können.“
Monika Rudow will anderen Mut machen. Der Hirnschrittmacher hat ihre Lebensqualität revolutioniert. Dass die Kontrolluntersuchungen jetzt per Videoschalte möglich sind, schenkt ihr zusätzliche Freizeit. Freizeit, die sie ganz sich selbst widmen kann – ohne aus der Ruhe zu kommen.