Technik der Antike

In der Antike gab es sie nicht, die Trennung zwischen Technik und Kunst. Bei den alten Griechen zum Beispiel steht der Begriff „techne“ für alle Künste, ob Ingenieurs- oder Baukunst. Wissenschaft, Forschung und Kunst waren eins. Und in der Antike war man bereits erstaunlich weit mit Forschung und Wissenschaft. Ein Roboter? Kein Problem für die Römer! Das zeigt die Ausstellung ‚Maschinenraum der Götter‘ im Frankfurter Liebieghaus.

Eine automatische Dienerin. Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus wird sie in Texten erwähnt. Ein Roboter der Wein serviert. Auch im „Goldenden Haus“, dem Palast von Kaiser Nero servieren dreihundert Jahre später Roboter aus Bronze. In einem Speisesaal der sich Tag und Nacht dreht.
Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Kurator der Ausstellung
„Der drehende Bankettsaal des Kaiser Nero ist mehrfach beschrieben in den antiken Quellen, die uns gut überliefert sind. Die wir schon immer kannten. Also wir kannten die Phänomene aus den antiken Büchern, aber noch nicht das Original. Und das ist auch die Sensation, dass es dem französischen Archäologen gelungen ist, die Konstruktion und den Mechanismus wiederzuentdecken, der diesen Speisesaal angetrieben hat und am Ende dieses Umtrunks hat man nicht nur doppelt gesehen, sondern an einer ganz anderen Position, die wandert.“
Durch Funde des Unterbaus des „Goldenen Haus“ konnte der Antriebsmechanismus rekonstruiert werden. Drehende Speisesäle, bewegte Bilder. Und zwar nicht aus dem 19. Jahrhundert. Das Kino im alten Rom funktioniert wie ein kompliziertes Karussell. Auch das belegen Funde. Wie mehrere Skulpturen eines Kindes, das ein Rebhuhn jagt. Sie unterscheiden sich kaum. Die Wissenschaftler konnten das antike Kino-Karussell nachbauen. Es erzeugt die Illusion einer Figur, die sich tatsächlich bewegt.
Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Sammlungsleiter der Antike im Liebieghaus
„Es geht immer um das, was die Griechen die Mimesis genannt haben, nämlich die Illusion von Wirklichkeit. Die Sinne täuschen und Wissenschaft ist auch zum großen Teil, auch in der Antike, eine Wissenschaft gewesen, über die Funktionalität der Wahrnehmungsorgane des Menschen.“
Das ist eine Weltsensation!
Wissenschaftlern ist es vor kurzem gelungen, herauszufinden, was es mit antiken Bronzeklumpen auf sich hat, die Taucher vor 120 Jahren gefunden haben.
Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Sammlungsleiter der Antike im Liebieghaus
„Es stellt einen analogen Computer dar. Er ist eine Rechenmaschine, die letztendlich auf einer komplexen, äußerst raffinierten Anordnung von Zahnradgetrieben funktioniert und etwas tut, es stellt die Anomalie der Himmelskörper dar und zwar kann er das vorausberechnen inklusive der kommenden Sonnenfinsternisse, in einem Zeitraum von der nächsten 70 Jahre.“
Wer die Ausstellung „Maschinenraum der Götter“ besucht, fühlt sich wie in einem Science-Fiction-Film. Doch was im Frankfurter Liebieghaus bis September gezeigt wird, ist bereits vor Tausenden von Jahren erfunden worden.