Tankstellenmord: Plädoyer der Verteidigung

Im September letzten Jahres wurde der junge Tankstellenmitarbeiter Alex W. in Idar-Oberstein erschossen. Dem mutmaßlichen Täter Mario N. wird vorgeworfen, den 20-Jährigen getötet zu haben, weil der ihn dazu aufgefordert hatte einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Im Prozess vor dem Landgericht in Bad Kreuznach haben heute die Verteidiger des Angeklagten ihre Plädoyers gehalten.

Mario N. habe weder heimtückisch noch aus niedrigen Beweggründen gehandelt, als er Alex W. erschoss. Zu diesem Schluss kommt heute die Verteidigung des Angeklagten. Sie forderte deshalb nur eine erhebliche Freiheitsstrafe wegen Totschlags. Rund zwei Stunden lang begründet Verteidiger Alexander Klein, dass die Tat von Mario N. nicht in besonderem Maße verwerflich sei und deshalb auch kein Mordmerkmal vorliegen würde.
Alexander Klein, Verteidiger von Mario N.
„Wir wissen hier, dass der Angeklagte besonders unter den Corona-Maßnahmen gelitten hatte. Dass er seinen Vater durch eine Selbsttötung verloren hatte, seine Mutter schwer krank war, er finanziell in einer schwierigen Situation war. Er war seelisch enorm belastet zum Tatzeitpunkt. Und deswegen war die Äußerung des – dieser Disput, den es ja gab mit dem Opfer für ihn so besonders demütigend.“
Zwar hatte der Angeklagte gestanden, den jungen Tankstellenmitarbeiter erschossen zu haben, gab aber an, erheblich alkoholisiert gewesen zu sein. Er habe sich durch den Hinweis auf die Maskenpflicht provoziert gefühlt. Die Corona-Schutzmaßnahmen habe er für Unsinn gehalten.
Die Verteidigung will nicht ausschließen, dass Mario N. aufgrund seiner psychischen Verfassung oder seiner Alkoholisierung vermindert schuldfähig ist. Die Staatsanwaltschaft hatte das verneint.
Eine besondere Schwere der Schuld, die eine vorzeitige Haftentlassung nach wenigstens 15 Jahren nahezu ausschließt, sieht die Verteidigung jedenfalls nicht gegeben.
Alexander Klein, Verteidiger von Mario N.
„Angesichts der psychischen Verfassung des Angeklagten, seiner bisherigen Unbestraftheit und der ganzen Tatausführung, die nicht von besonderer Brutalität oder Tötungslust gekennzeichnet war, passt das hier überhaupt nicht auf den Angeklagten.“
Zum Abschluss des Prozesses hatte Mario N. dann selbst noch die Gelegenheit für letzte Worte.
Maike Dickhaus, Reporterin
„In seinen letzten Worten richtet sich der Angeklagte an die Mutter des Opfers. Er wolle nochmal sagen, dass er die Tat bereue und es ihm Leid tue. Im Gerichtsverfahren sei das teilweise untergegangen. Manchmal habe er selbst gedacht, dass es erschreckend kalt und sachlich zugehe. Er könne sich vorstellen wie sich die Mutter fühle. Er könne die Zeit aber nicht zurückdrehen und das Ganze ungeschehen machen. Die Mutter von Alex W. bricht in Tränen aus. Die Situation sei für sie unerträglich sagt mir später ihre Anwältin.“
Nun muss sich das Gericht eine Meinung bilden. Am Dienstag wird das Urteil erwartet.